Unlängst hat Achim Achilles auf Facebook nach den Meinungen der Läuferschar zu Laufmode und NoGo`s gefragt, um die Antworten dann gewohnt humoristisch in Kolumnenform zu packen. Mittels Übertreibung und Überzeichnung erhält man so eine Verbalkarikatur. Gelesen, geschmunzelt, gut. Mir ist allerdings bei vielen Antworten auf Facebook der Schnürsenkel aufgegangen! Es wurde nicht nur genannt, was nicht gut aussähe, es wurden gleich Verbote ausgesprochen, was man nicht tragen dürfe. Damit es nicht zu gerecht zugeht, natürlich nur für ausgewählte Läufergruppen.

Bestimmtes Equipment dürfe man nicht tragen, wenn man dick, langsam oder älter wäre. Leider waren diese Einträge gänzlich ohne Ironie und entsprechen auch schon persönlich gehörten Meinungen. Es ist jetzt nicht so, dass ich den Schreibern in der Sache nicht zustimmen würde. Viele Outfits sind zwar wunderlich und manchmal sehr unvorteilhaft, aber auch ein steter Quell der Erheiterung auf den Laufstrecken. Über wenn soll man sich denn sonst ärgern, wenn gerade kein Walker zur Fuß ist? Von mir aus kann man gern Ratschläge geben, wenn beim Träger der gesunde Menschenverstand aussetzt, aber einer Gruppe zu sagen, man dürfe etwas nicht, ist völlig daneben. Der 180kg-Läufer sehe in teurer Markenkleidung albern aus? Ein 180kg-Läufer sieht in jedem Kleidungsstück albern aus, das weiß er aber auch. Aber tut auch etwas gegen die 180.

Wer sich von fülligen Läufern in seiner Sportlerehre verletzt fühlt, wird sich immer über ein Detail lustig machen. Egal ob das Oberteil ein Zelt, die Uhr zu teuer oder die Kleidung zu sportlich sei. Ich habe einige Läufer und Walker kennengelernt, die sich zur Vermeidung von Spott nur nach Einbruch der Dunkelheit auf die Piste begeben. Dabei ist gerade am Anfang des Trainings das Wohlfühlen ein ungeheuer wichtiger Faktor. Wenn ein nettes Shirt oder eine GPS-Uhr für den Technikfreak dazu beiträgt, bitte. Dabei muss man bedenken: auch wer dabei albern aussieht, läuft dafür aber noch. Die Besitzer der im Schrank vergammelnden fast fabrikneuen Nobelzwirne sieht man dagegen nur durch Wohnzimmerfenster. Jemandem zu unterstellen, er gehöre bestimmt auch bald zu denen, mag zwar statistisch stimmen, ist aber… da geht mir wieder der Schnürsenkel auf….

Zeig ihm lieber ein aufmunterndes Lächeln als ein spöttisches Grinsen, deine Schuhsohlen sieht er dann noch lang genug.

Natürlich belle ich auch, weil ich von vielen Kritikpunkten persönlich betroffen bin. Übergewichtig, langsam, Besitzer einer GPS-Uhr, Markenfetischist. Ich laufe, weil es mir Spaß macht. Mir macht es Spaß, meine lahme Zeit dabei während des Laufs mitgeteilt zu bekommen und meine paar Meter danach auf einer Karte ansehen zu können. Keinen Spaß macht es mir dagegen, wenn mich jemand in unsinnige Gruppen stecken oder mir sonstige Vorschriften aufgrund von Äußerlichkeiten machen will.

Ich bin gern ein NoGo. Denn ich laufe! Auch mit offenem Schnürsenkel!