Ich sitze sehr gern, und das dann auch sehr gern dauerhaft. Stehen dagegen nicht so gern, es sei denn, ich müsste sonst auf dem Boden sitzen, dann lieber stehen. Ich laufe auch gern, aber stehen bleiben mag ich dann überhaupt nicht. Ich versuche auch bei Veranstaltungen möglichst jede Verpflegungsstelle auszulassen, die nicht zwingend notwendig ist. Ich müsste mal das laufende Trinken erlernen.

Gestern lief ich mittags, schönes Wetter, der KSC spielte. Eigentlich war es klar, dass es im Schloßgarten sehr voll ein würde, aber meine Hausrunde führt nun mal hier durch. Beim nächsten mal mache ich aber wohl wieder einen Bogen, denn für meine Nerven war es nicht zuträglich, alles paar Meter geblockt zu werden. Mein Lauf begann mit offenem Schnürband nach 500m. Wie üblich hatte ich keine Lust auf eine Pause und lief erst noch fast 1000m weiter, bis ich meinen Fuß gemütlich hochstellen konnte. Bücken mag ich nämlich auch nicht :) Weiter ging es im munteren Slalom. Mir ist es unverständlich, warum alle Gruppen andauernd die komplette Breite nutzen müssen, obwohl andauernd Menschen und Radfahrer von vorn und von hinten kommen? Die Lücke entsteht dann meist in der Mitte, statt entspannt am Rand. Alle nach rechts ist ja auch wirklich schwer!

Kurz vor dem Ausgang des Schloßparks schwingt sich ein flaschensammelnder Opa auf sein Fahrrad und fährt mit starkem Linksdrall an, dank dessen ich rechts vorbeischlüpfen kann. Mit zwei lahmen Tritten in die Pedalen ist er dann neben mir. Wir kommen Seite an Seite auf die große Freifläche, mindestens 30x30m. Es gibt nun 5 mögliche Richtungen. Ich laufe geradeaus und kann daher auch schwer eine Richtung anzeigen, außer in dieser zu laufen. Der Opa fährt mir gegen das Bein. Ich laufe weiter. Der Opa fährt mir gegen das Bein. Ich laufe weiter. Nicht mit mir! Der Opa fährt mir wieder in die Seite, insgesamt also dreimal! Scheinbar möchte er nach rechts, dünkt es mir. Vor lauter Ärger habe ich jetzt tatsächlich vergessen, wie es ausgegangen ist. Genauso habe ich nicht mitbekommen, wie mein Hörbuch weitergegangen ist, weil ich mich fast den gesamten Restlauf über diesen Moment geärgert habe. In meinen Augen kann der Radfahrer wesentlich einfacher seine Geschwindigkeit anpassen als ein Läufer, der gemütlich mit aller Kraft dahindümpelt. Hätte ich vielleicht doch zurückstecken sollen? Hätte ich ihn anbrüllen sollen, statt ihn komplett zu ignorieren? Oder “vom Rad treten”? Hätte ich nicht gemacht, aber diese Gewaltphantasie hat mir etwas Erleichterung verschafft, bis das imaginäre schlechte Gewissen zugeschlagen hat.

Kurzum, die alte Laufrage war wieder zurück, schneller hat sie mich heute aber nicht gemacht, dafür war es einfach zu heiß. Ich war zwar 2 Minuten schneller als am Vortag, aber mit deutlich ansteigender Herzfrequenz zum Ende trotz gleichbleibendem Tempo.