Samstag.
Erstmal ausgeschlafen, dann kurz mit Rad und Freundin einkaufen gefahren. Frisch mit Brötchen bewaffnet wurde ausgiebig gefrühstückt. Der Tag versprach lang zu werden. Dann mußte ich eigentlich nur die am Vorabend gepackten Sachen nehmen und zum Bahnhof fahren. Denkste. Auf halbem Weg fällt mir die vergessene Schwimmbrille ein. Durch das Holen wurde es dann zeitlich richtig eng. Es blieb gerade Zeit, den richtigen Waggon ausfindig zu machen, da für auch schon der Zug ein. Mein Stellplatz war sogar noch frei! Überhaupt war mir generell das Schicksal dieses Wochenende eher gewogen. Ich blieb direkt beim Rad sitzen, um ein wenig Ruhe zu tanken und um meine Sachen in der Tasche thematisch zu ordnen.

Nur 4 Räder standen neben meinem Sitz, trotzdem herrschte reger Verkehr. Ein Zwillingspärchen wollte beschäftigt werden, da kommt das Radabteil gerade Recht. Eine Frau mit sclafendem Kind saß sowieso schon dort. Natürlich kamen beide Mütter ins Gespräch. Überraschend, wie lange man heutzutage stillt. 2 Jahre! Und weil die Kleine blablabla. Lieber Gott, schenk mir doch Bitte die Gabe, weghören zu können. In Mainz durfte ich dann umsteigen und bestieg die finale S-Bahn gen Wiesbaden. Dort schob ich erst mein Rad aus dem Bahnhof und dann die Nase in den Wind. Weit und breit kein Schild in Sicht. Also bin ich zunächst Richtung Zentrum aufgebrochen, was sich wie erwartet als richtig erwiesen hat. Keine 8 Minuten später war ich auch schon am Kurhaus und hatte noch knapp eine Stunde Zeit bis zur Besprechung, die ich mit Abholung der Startunterlagen(keine Schlange!) und einem Rundgang über die Expo verbracht habe. Glücklicherweise schaffte ich die Transverse ohne großen Einkauf. Zwar felt mir ein Einteiler in meiner Sammlung, viel bringen würde er mir aber auch nicht. Lust auf eine Anprobe bei 30°+ hatte ich auch nicht. Pünktlich enterte ich dann den Raum zur wettkampfbesprechnung. Viel Neues war dort nicht zu erfahren, wurden doch nur die verteilten Unterlagen erläutert. Trotzdem war die Gewissheit, nicht Wichtiges verpasst zu haben, gut für das Gewissen. Mit einem leichten Hörsturz wegen viel zu großer Lautstärke trat ich wieder in den Glutofen vor dem Kurhaus. Jetzt musste “nur” noch der Bike-Check-In am Schiersteienr Hafen erfolgen. Zuvor checkte ich erst in mein Hotel ein, dass sich erfreuliche 200m vom Kurhaus entfernt befand. Ein Glück, wenn man die richtigen Quellen kennt… Im Zimmer habe ich dann die vorsortierten Utensilien in die jeweiligen Beutel gepackt. Man hat einen Beutel (blau), der nach dem Schwimmen aufgenommen wird, sowie einen Beutel (rot), in dem sich Laufsachen befinden. Am Ziel wartet dann der weiße Beutel, den man am Morgen beim Schwimmstart abgeben hat und der neben der morgendlich Kleidung alles enthalten kann, was man nach dem Rennen so haben möchte. Beim Beutelpacken musste ich Lehrgeld bezahlen. Sinnvollerweise hätte sich Flüssigkeit oder Nahrung in den Beuteln befinden sollen. Mehrfach habe ich Hosen, Socken und Shirts hin-und-hergeräumt. Soll ich nun wirklich mit Radhose fahren, und soll diese sich schon beim Schwimmen unter Neopren befinden? Kann ich in der Radhose wirklich laufen? Soll ich die Laufhose unter der Radhose anziehen, um beim Umkleiden Zeit zu sparen? Sollen die Socken in den Schuhen Stecken etc. Haufenweise logistisch und strategische Entscheidungen, die man treffen muss. Die Beutel werden mit dem Rad zusammen abgegeben, eine nachträgliche Änderung ist nicht mehr möglich. Irgendwann war ich halbwegs zufrieden und auf dem weg zum Shuttlebus. Glücklicherweise war ich der Erste am Bus, so dass ich einen passablen Standort für mein Rad fand, was nicht alle Nachfolgenden behaupten konnten. Ein gemeiner Linienbus ist auch nicht zwingend das optimale Transportmittel für Hunderte Fahrräder. Dann folgte nach Ankunft am Hafen endlich die erste Schlange. Durch die notwendigen Sicherheitsberprüfungen an den Rädern zog sich das Prozedere etwas in die Länge. Glücklicherweise konnte ich mich mit der mitgeführten Mütze einigermaßen vor der Sonne schützen. Zu allem Überfluss war an meinem Rad ein Lager am Lenker lose, so dass ich zum Nachjustieren zum Radservice musste. Immerhin war der freundlich, kompetent und kostenlos. Eine tolle Kombination! Dann musste man nur noch einmal anstehen, um ein Photo von sich und seinem Rad machen zu lassen und um auf den persönlichen Platzzuweiser zu warten. Wie ein Hündchen wackelte ich diesem hinterher und sog alle Informationen in mich auf. Das hat allerdings wohl nicht jeder getan, durfte ich doch nach dem Schwimmausstieg einige orientierungslose Mitstreiter bewundern. 50 Meter vor der Haltestelle kam mir dann der Shuttlebus entgegen, der mich aber trotzdem noch aufgenommen hat. Merci dafür! Blöderweise ist es mir bei keiner der beiden Fahrten gelungen, die Fahrtdauer zu bestimmen, weil ich jeweils bei Ankunft nicht auf die Uhr geschaut habe. Nach Rückkehr ging ich nochmals auf die Expo, um mir ein Startnummernband zu kaufen. Bislang gab es bei jeder Veranstaltung Sicherheitsnadeln und bei jeder Veranstaltung hatte ich zur Sicherheit eigene dabei. Diesmal jedoch nicht. Und prompt lagen keine Sicherheitsnadeln dabei. Ein einziger Stand hatte noch geöffnet, bzw die Plane war noch nicht ganz zugeknöpft, und hat mir noch zum Schnäppchenpreis von ACHT Euro ein Startnummernband verkauft. Zu allem Überfluss auch noch von der Marke Ironman, die meinem Denken nach den Ironmännern vorbehalten sein sollte. Ich möchte mich nicht mit nicht errungenen Federn schmücken. Wieso heisst die Marke nicht einfach anders? WIe auch immer.

Jetzt blieb nur noch die Frage der Ernährung. Was sollte ich essen. Pasta? To go? Reinsetzen? Blöderweise hatte ich kein Geld eingesteckt außer dem, was in meiner Hosentasche klimperte. Vor dem Bandraub waren es knapp 16, nun blieben lumpige 8. Zu wenig, um in einem der zahlreichen Cafes und Restaurants Speis und Trank zu erhalten. Ich schlenderte weiter und landete auf einem Weinfest. Köstliche Gerüche diverser Frittier- und Bratware zogen in meine Nase. In der Ferne leuchtete dann das güldene M auf. Genausoviel Fett, nur billiger. Zum Glück tauchte dann ein Karstadt auf, in dessen Lebensmittelabteilung ein Olivenciabatta, Nudelsalat, Putenfrikadellen und zwei Optiwell-Puddings mein Eigen wurden. Zwar noch mehr bezahlt, aber mit besserem Gewissen. Zurück im Hotel lief dann erst Sportschau und Leichtathletik-WM gefolgt von einem norwegischen Krimi. Währenddessen habe ich für den Morgen schon alles gepackt, mir den Wamst vollgeschlagen und drei Wecker gestellt.

Sonntag

Nach einer mittelprächtigen Nacht war ich noch kurz auf dem Klo, habe meine 2 Taschen gegriffen, das Zimmer bezahlt und auf ging es zum Bus. Der Bus war schon relativ voll und ich der letzte der Platz fand. Der nächste Bus fuhr gerade auch in die Haltestelle ein, aber ich war von vornherein nicht mit üppig Zeit ausgestattet und habe mir daher lieber die Fülle angetan. Da wußte ich noch nicht, dass wir uns Dank der Ortskenntnis des Fahrers nach 20 Minuten Fahrt wieder am Kurhaus befanden. Suuuuper. Während der Busfahrt ist mir dann auch aufgefallen, dass mit keinem Wort erwähnt wurde, wie man sich als langsamer Schwimmer verhalten soll, wenn die nachfolgende Gruppe aufschwimmt. Links, rechts, abtauchen… Um 5 vor 8 kam der Bus dann endlich an und mir blieb noch eine Stunde bis zu meinem Start. Gerade so genug Zeit um mich umzuziehen und die restlichen Dinge am Rad zu deoponieren. Als Brillenträger ist ein Triathlon nicht so besonders günstig und erfordert auch eine besondere Logistik. Dann hiess es nur noch abwarten und zu versuchen, nicht komplett in Schweiss zu zerfliessen. Motivierend kamen dann die ersten Schwimmer aus dem Wasser und wurden heftig beklatscht. Direkt im Anschluss ging run4miles mit besten Wünschen von mir ins Rennen. Jetzt waren es nur noch wenige Minuten…