Das Schwimmen – 55:37

5 Minuten vor dem Start wurden wir zu Wasser gelassen und hatten noch knapp 100 Meter zurückzulegen. Ich bin langsam hingebadet und hatte fast Mühe, rechtzeitig dort anzukommen. Natürlich bin ich von ganz hinten gestartet. Glücklicherweise war ich dort nicht allein, sondern hatte noch 5 Mitstreiter, die ebenfalls im Bruststil unterwegs waren. Blöderweise war aber auch einer dabei, der fast konsequent neben mir geschwommen und mich laufend von der Ideallinien abgedrängt hat. Tempo zulegen habe ich nicht eingesehen und bremsen schon mal garnicht. Wie vermutet kamen nach 15 Minuten die ersten Schwimmer der M45 von hinten, die ich allesamt links habe passieren lassen. Bei der Wende war es dann etwas schwierig, nicht allzuvielen im Weg zu sein. Die Wendemarke habe ich bei 25 Minuten passiert, allerdings war der Rückweg etwas länger und ich bin etwas konfus zickzack geschwommen, weil jetzt Schwimmer zu beiden Seiten überholt haben. Ungünstigerweise kamen die schnellsten M40 just im Moment des Ausstiegs und der Dödel vor mir hat fast eine Minute des Ausstieg blockiert, nachdem er schon vorher zigmal in mich reingeschwommen ist. Immer wenn er in den Kraulstil gewechselt ist, driftete er extrem ab( und gern in mich hinein).

Transition 1 – 8:24

Ich hatte mich für einen Neopren ohne was drunter entschieden und musste mich daher im Zelt entkleiden. Nackig machen am Fahrrad war nicht erlaubt (dazu später mehr). Dinge, die in den blauen Sack gehört hätten: Handtuch. Ich habe mir Zeit gelassen und war im Anschluss noch im Dixie. Hier wären locker 4-5 Minuten weniger möglich gewesen. Nach den komischen ersten Schritten gab es noch keine Ermüdungserscheinungen. Trotzdem: Kraulen lernen!

Das Radfahren – 3:39:57

Eh man sich versah hatte man das Rad aus der Zone geschoben und die Schuhe eingeklickt. Viel Zeit zum Überlegen bleibt nicht, fast alles läuft automatisch. Die ersten 4 Kilometer vergingen wir im Flug. Mit der Tempowahl war ich sehr unsicher. Ich bin zunächst knapp 32 gefahren und befand mich fast nur auf der Überholspur. Zwischendurch war es durch das Windschattenverbot echt kompliziert, wenn der Vorfahrende nur uwesentlich langsamer fuhr. Bleibt man dahinter, verliert man Zeit, überholt man, überpaced man vielleicht. Dann dachte ich, dass die Leute die Strecke kennen und sich für die Anstiege aufsparen. Der erste und auch im Nachhinein schwerste Anstieg war gleich dieser. 6km lang zog er sich durch bewaldetes Gebiet hinauf. Dabei habe ich überraschenderweise mehr Leute überholt als mich überholt haben. Viele habe ich dann auf der Abfahrt wieder passieren lassen, um sie am nächsten Berg wieder aufzusammeln. Schon früh gab es einige Schicksale zu beklagen. Anhand der Startnummer konnte man ungefähr die Startposition erkennen. Am ersten und zweiten Berg habe ich einige aus früheren Startgruppen überholt. Ich bezweifle stark, dass sie das Ziel jemals erreicht haben. Irgendwann war dann die Bergkuppe erreicht und meine Freude auf die erste Bottlestation groß. Mir hing die Zunge fast auf der Hüfte, ein alter Männertraum… leider zuckte der Typ an der Station nur mit den Achseln. Er war leer. Genauso wie mein Flaschenhalter. Lerne: nimm eine Radflasche mit, die du wegwerfen kannst. Relativ kurz danach dann der nächste Anstieg, schon um einiges kürzer als der erste. Die erste Verpflegungstation war dann auch noch voll ausgestattet und eine Flasche Iso wurde mein. Lerne: kauf die eine halterung für eine zweite Flasche. Einen PowerBar Performance Riegel konnte ich ebenfalls greifen, allerdings nur sehr schwer essen. Zuvor gab es bereits einen PowerBar Ride aus eigenem Anbau, der mir die Hände verschmiert hat. Die Strecke liess auch nicht viel Zeit und Raum, um Verpackung aufzufriemeln. Meine Uhr näherte sich der 2-Stunden-Marke. Erfreut erblickte ich eine zurückgelegte Strecke von knapp 44km. Somit war mir klar, da ich die Anstiege ohne jegliche Schwierigkeiten bewältigt hatte und auch schon mindestens die Hälfte der Höhenmeter hinter mir lag, dass mich auf der Radstrecke der Besenwagennicht einsammeln wird und mir knapp 3 Stunden für den Halbmarathon zur Verfügung blieben. An diesem Punkt habe ich das Rennen aufgenommen. Mein Ironman 70.3 hatte begonnen, das Erreichen des Zielkorridors war möglich. Bereits am Vorabend hatte ich an der Absperrung gelehnt und der Linie versprochen, am nächsten Tag alles zu versuchen um sie zu erreichen. Und gleichzeitig meiner Freundin, dabei meine Gesundheit nicht zu riskieren und heil wieder zurückzukommen. Mit diesen Gedanken und fast einer Träne im Auge ging es auf die zweite Hälfte, die ich neu motiviert in 1:38 absolviert habe. Mit viel Amusement habe ich die ganzen Carbonflitzer und Rennsemmeln betrachtet, die ich an den Bergen passiert habe. Offen bleibt allerdings, ob die Fahrer lediglich nicht wollten, um keine Kraft zu vergeuden. Rückblickend hat mir die Radstrecke am Besten gefallen. Sehr schöne Streckenführung, knackige Anstiege zu Beginn und etwas wellig im weiteren Verlauf mit einer traumhaften Abfahrt zum Schluß  Mein Turmbergtraining mit 1000hm auf 25km hat sich voll ausgezahlt. Unabhängig von meiner im Vergleich zu Anderen langsameren Zeit fand ich die Radstrecke eher interessant als schwierig. Natürlich muss man im Vorfeld seine Schnittvorstellung der Strecke anpassen, wenn man sonst Rennen in der Ebene gefahren ist. Lerne: Überprüfe den Freilauf des Hinterrades. Die Bremse hat minimal geschliffen, dass hat bestimmt etwas Zeit gekostet. Trainiere Abfahrten. Tempo 70max ist nicht sehr berühmt. Mit Kenntnis der Strecke und einem forscheren Tempo auf der ersten Hälfte wären bestimmt 10 Minuten gutzumachen gewesen

Transition 2 – 3:02

Da biegt man nichtsahnend um eine Kurve und bekommt plötzlich das Rad aus der Hand gerissen. Ja, ist denn schon Weihnachten? Wieso bin ich schon da? Warum sagt das denn keiner? Gerade so konnte ich den Fuß vom Pedal lösen und den Forerunner abmontieren, da schlüpfte ich auch schon in die Nike Lunar Glider, die hier Rennpremiere feiern durften. Ursprünglich wollte ich den Einsatz der Radhose durch eine Laufunterhose tauschen. Doch überall waren Menschen und Zuschauer, das Zelt komplett von allen Seiten einsichtig. Da ich bereits beim Koppeltraining mit der Hose gelaufen war und keine Verwarnung riskieren wollte (s. Umziehen beim Schwimmen), schlüpfte ich nur noch in meine Lauftight. Lerne: kaufe einen Einteiler und trage ihn gleich unter Neopren. Spart auch hier knapp eine Minute.

Das Laufen – 2:34:20

Beim Triathlon selber spürt man wohl durch das ganze Adrenalin den Wechsel auf die Laufstrecke nicht so wie im Training. Das Laufen selber fiel mir nicht schwer, allerdings war vom Tempo her nicht mehr viel drin. Knapp 33 Grad taten ihr übriges. Puls 170 bei 6:30 bis 7:00. An jeder Verpflegungsstelle gab es Getränke en masse, dazu pro Runde einen Beutel Gel. Ich habe mir auch jeweils die Zeit genommen, und die Getränke in Ruhe zu mir geführt. Die blöden Gelbeutel kriegt man sehr schwer auf, wenn man schwitzige Hände und einen Becher in der anderen Hand hat. Weil eine Zeit von 7:30 im Vorfeld mein Ziel war, habe ich auch nicht unnötig gepusht, sondern habe Vernunft walten lassen und bin entspannt ins Ziel getrabt. Die Steigungen auf der Runde waren mir völlig egal, weil ich sowieso platt war. Die Strecke fand ich nicht besonders prickelnd, einige Zuschauer allerdings sehr nett. Auf 4 Runden und einer schon etwas leereren Laufstrecke trifft man irgendwann alte Bekannte. Ebenfalls war es mir eine Freude, ein Haargummi nach dem andern über den Arm streifen zu können.

Das Finish – 7:21:22

Ohne Zeitnot war ich sehr gut gelaunt und habe mir rundenlang Gedanken über den Zieleinlauf gemacht. Am Ende kam er doch eher als gedacht. Ich habe nur spontan meine Mütze abgesetzt(Lerne: die Mütze gehört in die Lauftüte! nicht in die Radtüte) und bin durchs Ziel gesprungen. Die Mediziner haben mich ignoriert, ich sah wohl noch recht gut aus und fühlte mich auch so. Rückblickend wäre durchaus eine Zeit unter 7 Stunden locker möglich gewesen, mit Kraultechnik auch 6:45. Bei den Wechseln kann ich problemlos sparen, beim Laufen hätte ich mehr pushen können. So hat es für mich zu einer gelungenen Premiere auf der Mitteldistanz gereicht. Der Traum von der Langdistanz ist nicht völlig geplatzt, aber es kristallisiert sich immer mehr heraus, welcher Vorbereitung es schon für blosses Finishen bedarf.

Danach lief alles bekannt unkompliziert ab. Keine langen Schlangen, kurze Wartezeiten bei Urkundenausgabe. Der Bike-Check-Out lief für mich hervorragend, weil mein Rad knapp 20 Meter von der Kontrolle entfernt stand, sonst hätte es gut und gerne eine Stunde oder mehr dauern können. Nach einer Mahlzeit vom Buffet und einem Weizen(hallo? wo war das Pils?) Tasche im Hotel abholen und auf zum Bahnhof. Hier stiess ich auf einen Teilnehmer, mit dem ich mich nett bis Heidelberg unterhalten habe. Insgesamt muss ich sagen, dass man prinzipiell nettere bzw sypathischere Typen als bei Laufveranstaltunden sieht, vor allem weil das verhärmte, ernste Klientel fehlt und die Leute mit mehr Spaß bei der Sache sind.

Für mich rundum ein gelungenes Wochenende!