Bei einem Besuch der Runners World Homepage fand ich einen Bericht über die Läuferfreundlichkeit der 25 größten deutschen Städte, bei dem mein Wohnort Karlsruhe den ersten Platz belegt hat. Nach nun fast schon 13 Jahren hat sich irgendwann dann doch eine gewisse Verbundenheit zu Karlsruhe aufgebaut, die einen solchen Titel wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Lustig ist in diesem Zusammenhang, dass Karlsruhe seit Jahren versucht, zur einer Fahrradhauptstadt zu werden (in meinen Augen wäre “fahrradfreundliche Stadt” zunächst mal ein erstrebenswertes Etappenziel, aber leider bedeuted Fahrradfreundlichkeit meist autofahrerfeindlich und fußgängerunfreundlich), und nun quasi unbemerkt und ohne Absicht zur Laufhauptstadt geworden ist. Auf den nächsten Plätzen landeten Münster, Hannover, Frankfurt und Köln.

Was macht eine Stadt nun lauffreundlich? Ein Blick auf das Ranking schafft Klarheit und wirft Fragen auf. Als Kriterien wurden z.B. die Anzahl der Strecken auf jogmap, die Sonnenscheinstunden, die Anzahl der Hunde und der Autos aber auch der Grünflächenanteil zu Rate gezogen. Diese Kriterien wurden dann unterschiedlich gewichtet und die Rangfolge durch Aufsummierung der einzelnen Platzierungen errechnet. Von Statistiken und Reihenfolgen kann man nun halten was man will, schlecht fühle ich mich in Karlsruhe als laufender Mensch nun wirklich nicht. Im Umkreis von ca 2km bieten sich mir als Innenstadtbewohner 4 verschiedene Laufareale von großer Ausdehnung: Hardtwald, Schlossgarten, Oberwald und die Strecken entlang der Alb. Schaue ich jetzt aber tiefer in die Rangliste, findet sich meine Heimatstadt Dortmund erst auf Platz 22 wieder (Hauptsache vor Gelsenkirchen!).  Deshalb nehme ich jetzt die beiden Städte in den Direktvergleich:

Kriterium 1 (Laufstrecken pro 1000 Einwohner). KA 13,64(4); DO 7,93(17). Hier dienen die eingetragenen Laufstrecken bei jogmap und Runnersworld als Grundlage. Dieses Kriterium zeigt eigentlich eher die Internetaffinität der Städte. Sinnvoller fände ich hier z.B. markierte Laufstrecken oder geeignete Laufgebiete(davon gibt es in Dortmund einige mehr, auch kein Wunder bei dem viel größerem Stadtgebiet). In Karlsruhe hat z.B. einer x verschiedene Strecken um seinen Wohnblock eingetragen. Na super. Hier sehe ich Dortmund fast im Vorteil, wenn auch mein Elternhaus im Südosten am Aplerbecker/Schwerter Wald bestimmt günstiger liegt als andere Vororte. Dafür sind aber die Entfernungen zu den Laufstrecken teils etwas weiter.

Kriterium 2 (Lauftreffs pro 100 000 EW):KA 3,44(1);DO 2,74(5): Lauftreffs sind in meinem persönlichen Ansehen nur kurz hinter den Nordic Walkern positioniert. Entweder blockieren sie die Strecke in voller Breite und sind nur unwesentlich leiser als eine Grundschulklasse auf Klasenfahrt, oder sie überholen wie eine Dampfwalze (LSG Karlsruhe) und lassen Frustration zurück. Die Zahl der Teilnehmer wäre natürlich aussagekräftiger als die Zahl der verschiedenen Treffs bzw wenn, dann die geographische Verteilung im Stadtgebiet.

Kriterium 3 (Grünflächenanteil):KA 2,91(19);DO 2,72(21): Die beiden Zahlen verwundern mich. Soweit ich weiß hat Dortmund fast 49% Grünflächenanteil, auch Karlsruhe hat große Grünflächen. Das komplette Stadtgebiet scheint hier nicht Grundlage gewesen zu sein.

Kriterium 4 (Wettkämpfe pro 100 000EW):KA 4,13(4);DO  1,37(21): Absolut sehen die Zahlen etwas anders aus, dafür gibt es in der näheren Umgebung mannigfaltige Auswahl und die Randlage von KA sorgt oft für weite Wege. Trotzdem eher Vorteile für KA.

Kriterium 5 (Laufshops pro 100 000EW):KA 1,38(2);DO 0,68(12): Hier sehe ich keine großen Unterschiede, Einkaufsmöglichkeiten sehe ich in DO auch genügend, die absolute Zahl (zumindest lt. der Statistik ist auch gleich)

Kriterium 6 (Sonnenscheinstunden):KA 1691(4);DO 1370(23): Ich bin ja nun nicht der ausgewiesene Sonnenfreund, aber für die Mehrheit ist das wohl ein Argument.

Kriterium 7 (Niederschlagsmenge):KA 813(20);DO 778(15): Auf Augenhöhe, wobei weniger die Menge, sondern eher die Regenstunden aussagekräftig wären.

Kriterium 8 (Umweltbelastung):KA (7);DO (19): Punkt für KA

Kriterium 9 (Teilnehmer beim größten Lauf pro 1000EW):KA 15(1);DO 6(12):  Punkt für KA, wobei dem Dortmunder mehr große Läufe in der Umgebung zur Auswahl stehen.

Kriterium 10 (Herz-Kreislauf-Erkrankungen pro 1000):KA 3,89(10);DO 5,92(22): Punkt für KA

Kriterium 11 (Hunde pro km²):KA 39(2);DO 85(17): Punkt für KA (so langsam wird das zur Gewohnheit!), vor allem für mich als nicht gerade Hundefreund. Probleme gab es aber in Dortmund mit Hunden auch noch nicht.

Kriterium 12 (Gewaltkriminalitätsfälle):KA 306(4);DO 518(21): Vorteil für KA, auch wenn hier Übergriffe auf Läufer der passende Gradmesser wären. In Karlsruhe gab es 2 mir bekannte in 2009, von Dortmund fehlen mir die Informationen

Kriterium 13 (PKW pro 1000):KA 512(18);DO 481(9): Eher zu vernachlässigen, die Verkehrsdichte wäre aussagekräftiger. Die an Laufstrecken gelegene:n Parkplätze wären eine Topkategorie.

Kriterium 14 (Halbmarathonindexzeit):KA 01:06:47(7);DO 01:14:14(19): Die Zeit eines eingekauften Topläufers ist im Städtevergleich für den Hobbyläufer mal wirklich absolut uninteressant.

Kriterium 15 (Runners World Abos):KA (8);DO (18): OK, jedenfalls als Kriterium fundierter als die Halbmarathonindexzeit.

Im direkten Vegleich anhand der verwendeten Kriterien muss man Karlsruhe wirklich den Vortritt lassen, auch wenn für mich die Laufstrecken und die Trainingsmöglichkeiten im Vergleich zur Hundedichte wesentlich wichtiger sind. Im Dortmunder Süden befinden sich landschaftlich sehr reizvolle und auch anspruchsvolle, wellige Laufstrecken, im Gegensatz dazu bietet Karlsruhe plattes Land, allerdings ist für den Karlsruher Ettlingen mit seinen Hügeln näher als der Dortmunder Süden für den Bewohner aus dem Dortmunder Norden. So gerne ich Dortmund hätte gewinnen lassen, steht Karlsruhe doch insgesamt etwas besser da. Nur die Kluft, die zwischen Platz 1 und Platz 22 liegt, sehe ich nicht so groß, zu klein sind die Unterschiede.

Für das nächste Jahr hätte ich gern z.B. unterbrechungsfreie Laufstrecken, Fußgängerbrücken, für Läufer nutzbare Tartanbahnen, Parkplätze an Laufstrecken, die Variabilität des Untergrunds aber auch vielleicht die Meinung der Einwohner selbst in der Kriterienauswahl.