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Vorbereitung

Rucksack öffnen, Kram rein und los, so in etwa sahen meine Startvorbereitungen aus. Dank zahlreicher Wanderungen musste ich keine zusätzliche Ausrüstung oder Essen kaufen. In Unkenntnis der Preise, der Umgebung und zur Sicherheit war mein Zelt samt Schlafausrüstung mit dabei. Die Vignette klebt auf dem falschen Auto, also muss es ohne Autobahn durch die Schweiz gehen. Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, dass der Weg sowieso wesentlich kürzer ist. Von Karlsruhe aus nach Konstanz, dann nach Kreuzlingen und über die Dörfer. Glücklicherweise kann ich im Navi Maut/Autobahnen umgehen eingeben. Die Maut kostet 40 Franken und ist Voraussetzung für die Nutzung der Autobahn. Laut Google Maps ist der Weg über die Autobahn 40km pro Strecke weiter, spart aber auch EINE Minute.

Wichtiger Hinweis: In der Schweiz sind auf den Schildern Bundesstraßen blau und Autobahnen grün hinterlegt. Wenn man allerdings die Maut sparen will, sollte man sich nicht bei einer Ortsdurchfahrt blitzen lassen. Im zweiten Ort nach Bischofszell steht an einer abschüssigen Strecke eine festinstallierte Anlage, die in beide Richtungen blitzt. Ich berichte dann später, was eine Übertretung von ca. 5km/h kostet :(

Der Plan

Es gilt 27 Stationen zu erwandern, an denen man speziellen Whisky erhalten kann. Die 10cl Flaschen kosten einzeln 25 Franken, im Rahmen einer 9er-Karte 16,67 (150, frei wählbar), oder 14,81 (400, 1 je Station, inkl Holzrahmen) für die komplette Tour. Wer wie ich die Flaschen zunächst geschlossen haben möchte, aber trotzdem genießen will, kann jeweils vor Ort für ca. 10 Franken auch einen Dram aus einer großen Flasche erhalten. An einigen Stationen enstehen zur Zeit kleine Hütten mit Tischen und Bänken, die bald fertiggestellt sein dürften und in denen auch kleine Gruppen Unterschlupf finden können. Man darf gespannt sein.

Mein Ursprunggedanke war, alle Flaschen auf einer großen Tour über 84km einzusammeln, aber direkt bei Abholung erfuhr ich, daß mindestens drei Gasthäuser noch nicht geöffnet haben. Eine zusätzliche Herausforderung bestand dann auch noch in den Ruhetagen, die man geschickt umgehen muss. Dank des Zeltes  musste ich mir zudem keine großen Sorgen um die Übernachtung machen, da nicht alle Gasthäuser Übernachtungen anbieten. Ich habe mir sagen lassen, dass gerade an den Wochenenden zur Hauptwanderzeit alle Betten ausgebucht sind und man unbedingt vorher reservieren sollte. Weil ich aber sofort von der großen Last der kompletten Tour befreit war, musste ich mir darüber keine Gedanken mehr machen und folgte einfach der Empfehlung aus dem Brauquöll, in Brülisau anzufangen. Zwei Gasthöfe liegen direkt an einem kostenlosen Parkplatz.

Wenn ich meine Sammlung vollständig habe, möchte ich gern mit einer 9er Karte wiederkehren, um einigen Orten mehr Zeit widmen zu können und auch um ein paar Schlucke Whisky mehr zu mir nehmen zu dürfen, ohne mir Sorgen um meine Motorik machen zu müssen. Einige Abschnitte möchte ich nur sehr ungern unter dem Einfluss von Alkohol absolvieren.

Tag 1

Brauquöll Appenzell

Mein Navi kannte die Straße nicht, der Nase nach hat durch die Verkehrsführung und die Größe des Ortes auch nicht funktioniert, aber Google Maps konnte helfen. Direkt vor der Brauerei liegt ein großer Parkplatz – perfekt. Im Besucherzentrum gibt es Bier, Whisky und allerlei kleinere und größere Dinge zu den Themen zu kaufen, sowie eine kostenlose Ausstellung zur Geschichte der Brauerei und der Herstellung von Bier und Whisky. Besonders interessant fand ich die Möglichkeit, Geruchsproben von typischen Inhaltsstoffen nehmen zu können. Leider beweist es sich bei mir wieder mal, dass ich den Geruch zwar kenne, aber nicht in Worte fassen kann. Ich weiß zwar nicht, wie du heißt, aber du schmeckst mir ;)

An der Kasse bekam ich dann auch gleich mein Startpaket (Numemr 26 nach ca. einer Woche), bestehend aus den 27 Bons, einem großen Holzrahmen für die Flaschen, einem Buch über den Wiskytrek, einem Ringbuch mit Beschreibungen und Tourenvorschlägen sowie der ersten Flasche. Stolz und voller Freude verstaute ich alles im Auto und schlenderte auf der Suche nach einem Bankomat durch den sehr hübschen Ortskern, der direkt auf der anderen Seite der Sitter liegt. In der Brauerei konnte ich mit Kreditkarte zahlen, aber für die Hütten und Berggasthöfe nehme ich lieber Bargeld mit.  Mir ist nicht bekannt, ob oder wer auch Kreditkarten akzeptiert.

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Gasthaus Krone und Gasthaus Rössli, Brülisau

Nach knapp 5 km Fahrt komme ich in Brülisau an und parke mein Auto auf einem großen und kostenlosen Schotterplatz neben der Kirche und vor der Gondelstation, die zum Großen Kasten fährt. Ich gehe ohne direkte Absicht mal zum Fahrkartenschalter, aber die letzte Gondel ist aufgrund der Nebensaison schon lange gefahren (17 Uhr). Ein Ticket Retour kostet hier 38 Franken, die einzelne Fahrt 22. Spätestens jetzt wird klar, daß man “Faulheit” oder Zeitersparnis teuer bezahlen muss.

Ich betrete das Gasthaus Krone und stehe etwas verloren im Raum. Die Tische sind gut gefüllt, die Bedienungen beschäftigt. Ich gehe zum Zapfhahn und zeige meinen Gutschein. Sekunden später erhalte ich meine Flasche, betrachte sie stolz und gehe wieder hinaus. Das war es schon? Was hatte ich erwartet? Konfetti? Freude? Ein Alphornkonzert? Wenige Schritte weiter mache dann im Rössli die gleiche Erfahrung. Nicht unfreundlich, aber mehr so nebenbei. Ich bringe meine erste Beute direkt wieder zum Auto und verstaue sie sicher. Ich wollte mir noch Lustpolsterfolie mitbringen, hatte dann aber doch keine Zeit und dachte auch, dass die Flaschen bestimmt irgendwie geschützt ausgegeben werden. Zugegeben, gefragt habe ich nie, aber alle Flaschen wurden mir bisher nackt übergeben, also unverpackt, nicht unbekleidet :).

Raus aus den Straßenschuhe, rein in die Wanderstiefel. Ich habe mich für meine stabilste Variante entschieden (Hanwag Ancash), weil man Mitte Mai noch mit jedem Wetter rechnen muss. Dazu Merinoshirt, 3-Lagen Jacke, Daunenjacke für Pausen/Abend und dicke Wandersocken. 1-Mann Zelt, Isomatte, Daunenschlafsack, Seideninlet, Kocher, Topf und den üblichen Kleinkram. Die richtige Wahl der Oberbekleidung sollte mir in den nächsten Tagen noch viel Mühe bereiten.

An der Gondelstation erfuhr ich zudem, daß man der Straße noch etwas weiter folgen kann, dann aber 3 Franken am Tag Parkgebühr zahlen muss. Ich wusste weder, wie lange ich bleiben würde, oder ob mein Weg dort wieder enden wird und blieb daher stehen. Es ist schon 18:11, ich sollte auch so langsam mal los. Eine knappe Viertelstunde später stehe ich dann an der betreffenden Wiese. Die Parkgebühr wird ganz entspannt auf Vertrauensbasis in eine aufgehängte Box geworfen und macht diesen Parkplatz zu einem guten Startpunkt, wenn man nur Plattenbödeli und Bollenwees besuchen will.

Auf den Schildern befindet sich nur eine Angabe zur Zeit, Entfernung oder gar Höhenmeter werden nicht erwähnt. Zusätzlich weist eine weißrote Markierung auf einen Bergweg hin, eine blaue auf einen alpinen mit Kletteranteilen. Die normalen gelben Wanderwege erscheinen vom Zeitbedarf recht üppig, die weißroten sind dagegen eher sportlich. Die bei den gelben Wegen eingesparte Zeit habe ich direkt bei den weißroten wieder verloren.

Plattenbödeli (1h | 300 HM)

Direkt vom Parkplatz aus geht es auf einem breiten Forstweg in den Berg. Auf halber Höhe steht endlich eine Bank. Zeit für etwas Ausruhen und um die tropfende Jacke verstauen zu können. Neben der Bank steht ein wunderschöner Jeep Willy, der kurz darauf von seinem Besitzer aufgesucht wird und ich komme so zu einem ersten Gespräch mit einem Einheimischen. Glücklicherweise verstehe ich durch einige Besuche in der Schweiz Schweizerdeutsch recht gut und muss nicht zu oft nachfragen. Es hilft ja alles nichts, weiter geht es. Eigentlich ist der ganze Weg zum Plattenbödeli ein einziger Aufstieg. Uff. Oben angekommen steht man dann auch quasi schon im Schankraum. Zum ersten Mal denke ich daran, auch nach dem Fass zu fragen, das hier hinter einer Glaschscheibe gelagert wird. Bei keinem meiner bisherigen 12 Besuche in einem Gasthaus wurde mir ein Blick auf der Fass angeboten, oder ein weiteres Angebot gemacht. Einerseits finde ich nett, das man nicht gezwungen wird, andererseits möchte ich ein interessantes Angebot auch nicht verpassen. Erst nach Abschluss der ersten Tour habe ich so überhaupt erfahren, dass es in vielen Gasthäusern Menüs zum Thema unter Verwendung der hauseigenen Abfüllung gibt.

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Bollenwees (1h | 300 HM)

Hurra, es geht bergab. Sekunden später wird auch mir als Flachlandtiroler klar, was das in den Bergen bedeutet – es geht natürlich sofort danach wieder rauf. Nach einigen flachen Metern geht es wieder knackig bergauf, um dann entspannt Richtung Fählensee auszulaufen. Zwischendurch immer wieder schöne Aussichten auf den Sämtissersee und das langgestreckte Tal, dem die Gletschervergangenheit deutlich anzumerken ist. Direkt am Bollenwees eröffnet sich ein fantastischer Blick auf den Fählensee, eingerahmt von zwei Bergen. Insgesamt stand ich hier bestimmt 10mal, und jedes mal bot sich ein anderer Anblick. Im Haus wurde ich dann zum ersten Mal auf den Whiskytrek angesprochen, und wie ich als Deutscher davon erfahren hätte. Das Fass befindet sich hier im Keller hinter einer sehr schönen Holztür mit einem Sichtfenster. Mittlerweile ist es schon kurz nach 20 Uhr und ich brauche ein Nachlager. Das Matratzenlager kostet hier 42 Franken mit Frühstück. Oha, das schafft mein Budget keine 4 Nächte. Ich hätte ja auch vorher nachlesen können, was die Übernachtungen jeweils kosten, aber derzeit können alle Gasthäuser über die Webseite nur direkt aufgerufen werden. Eine Gesamtübersicht mit Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten wäre hier praktisch und wird bestimmt auch in nächster Zeit kommen. Ich darf aber in einiger Entfernung vom Haus zelten, finde aber in der nahegelegen Hundsteinhütte des SAC noch ein günstigeres Quartier. Trotzdem kehre ich für einen Kaffee am Morgen zurück.

Der Wetterbericht hat nicht gelogen – es schneit. Die Flocken werden immer größer und der Plan für den Tag immer kleiner. Ich erfahre, dass die Meglisalp auch ohne den neuen Schnee auf einer normalen Wanderung nicht zu erreichen sei, der Rotsteinpass schon mal überhaupt nicht. Ich befinde mich also in einer halben Sackgasse und kann nur jeweils einer einer Schleife zurück. Weil ich bereits 600 Hm hinter mir habe, wähle ich die Route über die Staubernhütte und den Hohen Kasten, alternativ hätte ich auch zum Seealpsee gehen können und wäre über Wasserauen wieder nach Brülisau gekommen. Wasserauen ist aber auch ein guter Start-/oder Endpunkt für eine Wanderung über den Säntis und liegt so definitiv noch auf einer anderen Route. Ich sinniere so also über den Verlauf der Tour, während der Schnee nun auch unten am See liegen bleibt. Am Abend war der Aufstieg zur Säxerlücke nach grün und es gab nur zwei kleine Schneefelder auf der Gratwanderung zur Staubern, nun ist alles weiß. Laut Wetterbericht sollte der Schneefall bis zum Abend anhalten, also bleibe ich einfach da. Ohne Rucksack steige ich dann trotzdem zur Saxerlücke auf und gehe noch eine knappe Stunde über Fels und Schnee Richtung Zwinglipass – ein richtig schöner Tag ohne Whiskysammeldruck und mit ungeplantem Schneespaß. Abends sitze ich mit zwei Berlinern, die nur einfach so da sind, bei einer Buddel Rum und Kartenspielen zusammen, ehe ich meine Nacht wieder im Zelt verbringe kann, weil der Schnee mittlerweile wieder verschwunden ist. Am Morgen gibt es dann wieder Kaffee und Nussgipfel im Bollenwees. Ich wollte hier überhaupt nicht weg :)

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Staubern (1,5h | 250 HM)

Es gibt zwei Wege, um von Bollenwees zur Stauberen zu kommen. Einer führt über die Säxerlücke und dann 90 Minuten oben am Berg, der andere flach bis zu einem 45-minütigem Aufstieg direkt zur Hütte. Ich nehme den letztgenannten, denn den einen Weg kenne ich nun schon zum Teil, außerdem ist mir das lange Stück am Berg wegen der Schneefelder nicht so geheuer. Nach einigen hundert Metern treffe ich eine Frau, die mir eine eher rustikale Übernachtungsmöglichkeit für 20 Franken mit Frühstück anbietet, auch gerne über dem Schweinestall, wenn ich will. Gut zu wissen für ein nächstes Mal, daß es auch Alternativen zu den großen Gasthäusern gibt, wenn man sparen will oder muss. Kurz darauf stehe ich dann vor meinem ersten Bergweg. Ab jetzt geht es über gehauene Stufen, Steine oder gestütze Wiese den Berg hinauf. Alle Schritte sind gut zu setzen, an exponierten Stellen mit Absturzgefahr befinden sich immer Halteseile. Schnaufend komme ich oben an und genieße die Aussic… den Nebel bzw die Wolken. Das Essen riecht verführerisch, aber das Frühstück liegt noch nicht lange zurück. Das Fass befindet sich hier in einer eigens errichteten Hütte mit großen Panoramafenster. Zu Werbezwecken verzieht sich sogar kurz die Wolke und schenkt mir einen atemberaubenden Blick. Ich komme wieder. Unbedingt. Glücklicherweise verkehrt hier auch eine Gondel, wenn man die 700 HM nicht zurücklegen will.

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Hoher Kasten (2h | 300 HM)

Jetzt ein wenig entspannt in der Höhe zum nächsten Gasthaus schlendern, so in der Art lautet mein Plan. Zunächst kommen aber haufenweise Wanderer entgegen – Samstag halt. Nach einigen hübschen Ausblicken geht es plötzlich steil bergab. Da die beiden Hütten so grob auf einer Höhe liegen kann das nur eins bedeuten: Ich muss später auch wieder rauf! Irgendwann befreit sich der Hohe Kasten auch mal von einer Wolke und offenbart durch seine tolle Lagedie Herausforderung. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich meinen schweren Rucksack nicht einfach am Fuß des Schlußaufstieges liegen gelassen habe? Nach zwei steinigen Stellen, die wieder mit einem Halteseil gesichert sind und vielen Metern über Gras bin ich dann oben. Letzter Aufstieg für heute, dachte ich zu der Zeit noch. Haha. Ziemlich großer Klotz, wesentlich unpersönlicher als die letzten Gasthäuser. Im unteren Teil befindet sich ein Selbstbedienungsrestaurant mit dem Charme eines Migros Restaurants, aber den Whisky gibt es zum Glück im oben liegenden Drehrestaurant, das bestimmt eine tolle Aussicht bietet, wenn man nicht wie ich in eine Wolke eingehüllt ist. Hier entsteht zur Zeit eine Außenanlage, die ab Spätsommer einen großen Rundweg bieten soll.

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Ruhesitz (1h | 0 HM)

Beim Abstieg bin ich froh, dass die Wiese nicht feucht ist, danach geht es die üblichen Stufen und Wege hinab. Die Ruhepause auf dem Berg zahlt sich jetzt aus, denn mit müden Beinen stolpere ich bergab gerne, heute geht aber alles gut. Relativ schnell sehe ich schon den Ruhesitz und Brülisau knapp darunter. Am Ruhesitz befindet sich wieder eine Hütte, die noch in den letzten Zügen des Aufbaus ist und auch wieder einigen Wanderern Platz bietet.

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Eggli (2h | 250 HM)

Mittlerweile ist es 18 Uhr und ich muss mir Gedanken über den weiteren Verlauf machen. In 40 Minuten wäre ich jetzt in Brülisau am Auto und könnte einige Flaschen ausladen, aber wohin dann? Mit dem Auto einen anderen Startpunkt anfahren? Oder gleich heim? Um eben nicht direkt zurückzufahren, entschliesse ich mich, den Weg zum Eggli fortzusetzen. Leider zeigt sich auf der ganzen Strecke, dass diese Verbindung so nicht gedacht ist und wahrscheinlich auch selten gegangen wird. Ich will nicht unbedingt komplett über Asphalt und Brülisau gehen, sondern versuche mich am Naturweg und dann irgendeinen der möglichen Umwege zu gehen, in der Hoffnung, irgendwann ein Schild zu sehen. Es kommt aber keins. Ich komme Brülisau immer näher, dem Eggli aber nicht. Meine kleine Karte mit dem groben Wegenetz hilft mir jetzt auch nicht richtig und trägt nur noch mehr zur Verwirrung bei. Irgendwann führt dann ein Weg mitten ins Gemüse, aber von der Richtung her korrekt. Statt aber außen um den Fähnerspitz herumzuführen, geht es fast komplett hinauf. Auf diesem Abschnitt stehen laufend Häuser und alles ist schräg ohne mögliche Zeltplätze. Irgendwann geht es dann wieder etwas bergab und ich kann das Eggli sehen. Endlich sehe ich auf einer Wiese eine halbswegs gerade Fläche und schlage mein Zelt auf. Die Aussicht ist traumhaft! Am nächsten Morgen sind es nur noch knapp 500 Meter bis zum Eggli. Im Außenbereich gönne ich mir zunächst einen Kaffee und ein Nussgipfel, bevor ich innen meinen Whisky in Empfang nehme. Hier befindet sich das Fass wiederum in einer kleinen Hütte gemeinsam mit einem Tisch und zwei Bänken. Das Eggli lässt sich auch mit dem Auto erreichen, vor dem Haus befindet sich ein großer Parkplatz.

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Hoher Hirschberg (1,5h | 200 HM)

Es geht hinunter nach Eggerstanden, dann wieder hinauf zum Hohen Hirschberg. Den Weg teilt man sich mit einigen Radfahrern und muss sich für eine der zahlreichen Routen entscheiden. Es geht daher recht lange über Asphalt, aber auch einige Wiesen und ein hübsches Waldstück wurden auf meinem Weg gequert. Irgendwann lerne ich auch, dass man die Stromzäune nicht überklettern muss, sondern am roten Plastikgriff aushängen kann. Hoffentlich hat mich vorher keiner gesehen. Meine Mittagspause verbringe ich auf einer Bank und komme mit einer sehr netten Anwohnerin ins Gespräch, die sich als Mutter eines Wirts des Whiskytrek entpuppt und mich auch auf einen Kaffee einlädt. Es muss nicht immer Whisky sein :) Das Fass wird hier wieder im Keller gelagert und endlich erfahre ich auch mal etwas Information freiwillig, ohne zuvor gefragt zu haben: Das Fass stammt vom Fürsten von Liechtenstein!

Auf dem Rückweg passiere ich wieder einen großen Parkplatz und mache mir mittlerweile Gedanken, ob ich diesen Tag so richtig geplant habe. Sollte ich jetzt noch auf den Kronberg? Es ist bereits 15 Uhr und 700 HM sind kein Pappenstil. Eigentlich habe ich derzeit nicht mal Lust auf 100 Höhenmeter oder auch nur einen weiteren. Montag gibt es auch einige Ruhetage. Und wo sollte ich dann schlafen, wenn ich oben ankomme? Ich reagiere auf meine Müdigkeit und leichte Unlust und beende meine erste Wandertour. Mir gefällt die Gegend so gut, dass ich nur zu gern wiederkehren möchte und lieber ausgeruhter den Kronberg genießen möchte. Der Weg nach Brülisau lässt sich wieder nicht besonders gut finden. Ich hätte natürlich wieder zum Eggli aufsteigen können, aber der Aufstieg… Es müsste doch auch irgendwie auf halber Höhe um den Berg herum gehen? Da ist doch ein Weg, vielleicht sollte ich? Ich traue mich aber aus Angst vor einer Sackgasse oder einem großen Umweg nicht und ziehe den sicheren Weg über Weissbad vor. Knapp drei Stunden nach Verlassen des Hasthauses bin ich wieder am Auto in Brülisau. Im Nachhinein wäre ich besser am Vorabend direkt zum Auto gelaufen und hätte mich auf den Weg zum Kronberg gemacht. Nach dem sehr bergigen Vorrag war der doch vergleichsweise wiesige Tag mit dem sehr langen Rückmarsch und dem hohen Aspahltanteil nicht perfekt kombiniert. Mindestens hätte ich das Auto in der Mitte zwischen beiden Gsthäusern in Eggerstanden abstellen sollen. Dadurch hätte ich immer noch beide per pedes erreicht, aber insgesamt weniger Zeit benötigt. Ich schaue mir nochmals die Karte an und sehe, dass die Alpenrose und Lehmen jeweils auch mit dem Auto zu erreichen sind. Beide liegen zwar auch auf bereits geplanten Wanderrouten, aber wenn ich die Whiskys jetzt bereits hole, entgehe ich auch möglichen Ruhetagen und bin bei Planänderungen flexibler. Außerdem habe ich Hunger!

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Alpenrose

Am Ende der Straße in Wasserauen kommt zunächst der Bahnhof, wenige Meter weiter dann das Gasthaus neben einem großen Parkplatz. Meine Kalbsbratwurst lasse ich mir im Biergarten munden und bewundere Paraglider bei Flug und Landung. Es gibt auch Tandemflüge, aber nicht heute. Es sind zwar wohl nur knapp 45 Minuten bis zum Seealpsee, aber richtig locken kann mich das heute nicht mehr. Ich steige wieder ins Auto und fahre zum

Lehmen

Von hier aus kommt man sowohl zum Säntis, als auch zum Kronberg. Das Fass lagert wieder schön präsentiert im Keller. Mittlerweile sind durch die Stärkung meine Lebensgeister zurückgekehrt und ich kann ausgeruht meinen Heimweg antreten. Ich winke dem Lehmen und verspreche, genau hier bald die zweite Tour zu beginnen, wenn ich mir die 4 Whiskys des Kronbergs hole.

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