Fast egal, was ich im Blog ankündige… es kommt dann doch anders und wird meist wesentlich schlechter. Kein Rodgau, kein Merkers…
So auch meine Trainingspläne für den Syltlauf. Die Wochen zogen vorbei, doch außer gelgentlichen Miniläufen ist nichts geschehen.
Noch 6 Wochen, noch 5… jetzt dann aber los. Die Tasche war gepackt, um am Abend einen ersten etwas “längeren” Lauf in Richtung von 10km zu absolvieren. Aber dann folgte ein Schwächegefühl, gefolgt von Frieren. Klarer Fall –> Fieber.
Also ging es erst lauflos heim, dann dick eingepackt ins Bett, Ausschwitzen. Wie üblich ist dann am nächsten Tag wieder alles gut. 38,9°C. Aua. Nächster Tag 38,8, darauffolgender Tag 38,6 usw. Nach 5 Tagen dann fieberfrei (sub 37,5), aber Flasche leer. Nach 10 Tagen dann ein zaghaftes Läufchen, am nächsten Tag noch eins. Sehr mühsam, 3 Tage Pause.
Nun waren es nur noch 2 Wochen bis zum Wettkampf und meine längste Laufdistanz in 2013 betrug 6,5km, in den vergangenen 12 Monaten bin ich geschätzt knapp 100km gelaufen.
Ich habe mir also einen Plan aufgestellt, der mich mild aber bestimmt für möglichst weite Distanzen vorbereitet, die Geschwindigkeit spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Die halbe Distanz bis Westerland möchte ich auf jeden Fall schaffen, das Kampener Dünengebiet wäre ebenfalls toll. 16-25km sind also die Zieldistanz.

Einlaufen
So, 24.02.    6km    nach Krankheit einlaufen
Mo, 25.02.    6km    nach Krankheit Rückgewöhnung
Fr, 01.03.     6km    nach Krankheit Laufgewöhnung

Trainingsphase
So, 03.03.     10km     ab km 7 wurden die Beine schwer, danach Muskelkater! Und Blase! Nach 10km!
Mo, 04.03.     13km:     einfach blind nach der Arbeit in den Wald gelaufen und dann irgendwann Richtung Heimat abgebogen. Sollten nur 12 werden. Die letzten 2 km waren hart!
Di, 05.03.         Pendeltag. Füße hoch!
Mi, 06.03.     10km     Mit einbrechender Dunkelheit durch einen Kölner Park gestolpert. Müde Beine.
Do, 07.03.         Pendeltag
Fr, 08.03.     13km     Gleiche Route wie am Montag, nur mit noch mehr Anrufen währenddessen
Sa, 09.03.         5 Stunden Treppentraining (Pizzafahren)
So, 10.03.     16,7km     lange nutzlos auf dem Sessel gesessen, dann der Nase nach in den Wald, verlaufen. Musste am Ende ziemlich beißen. Danach völlig platt und leer.
Mo, 11.03.     16,7km    sollten mindestens 13 werden, aber die Beine waren überraschend erholt und noch fit für ein Schleifchen.

Auslaufen
Mi, 13.03.    5km    mit neuen Schuhen auf Schnee & Eis
Fr, 15.03.    5-8km    Beine ausschütteln
Sa, 16.03.    2-3km    Beine ausschütteln

Die Trainingsphase hat beängstigenderweise genau wie geplant funktioniert. Konsequent gesteigerte Läufe in langsamer Geschwindigkeit. Zweimal die halbe Distanz an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.
Doch wird das für den Syltlauf reichen? 33,333km windanfällige Kilometer. Zielschluss nach 4 Stunden (Schnitt 07:12). Die beiden 16,7km Läufe habe ich in 02:00 bzw. 02:03 ohne Luft nach oben, aber unter guten Konditionen beendet.
Ich habe lange mir mir gerungen, ob ich am Mittwoch noch einen Lauf über 25km einstreuen sollte. Instinktiv habe ich “ja” gebrüllt, aber die Vernunft hat gesiegt. Mir war klar, dass ich die ungewohnte Belastungsphase nicht unendlich strecken kann
und der Einbruch unweigerlich erfolgen muss. Dann aber bitte nicht beim Wettkampf.

Die Taktik ist ziemlich klar. Langsam. Beginnen mit 06:40 – 06:50, dann automatische Reduktion. Die Strandpromenade bei km16 muss erreicht werden. Die nächsten 10km sind dann fast ein Selbstläufer, hübsche Dünen, zwei Orte hintereinander, abwechslungsreich.
Fehlen noch 8km. Mit Blick auf meine Trainingsdistanzen und -zeiten ist ein Finish innerhalb der 4 Stunden fast ausgeschlossen. Sobald ich einmal hinter den 07:12 im Schnitt zurückhänge, ist der Ofen aus. Die Regeln des Laufes sind klar, das Ziel wird sofort abgebaut und es erfolgt kein Eintrag in die Ergebnisliste.

Soll ich nun den Lauf beenden, wenn die Kraft meine Beine vermutlich bei km25 verlässt? Habe ich einen Lauf gefinished, wenn ich die letzten 8km gehe und 30 Minuten nach Zielschluss in selbiges torkele? Ich meine nein! Ein Lauf muss laufend und ohne fremde Hilfsmittel zurückgelegt werden! Mit großem Widerwillen
nehme ich Flüssigkeit oder mal ein Gel zu mir, aber eine längere Gehpause verhagelt mir alles. Zudem wartet meine Tasche im Ziel nicht ewig, der Shuttlebusservice fährt nicht endlos. Und dann gibt es noch das Besenfahrrad und Motivationsläufer, die auf den letzten Kilometern Mut zuquatschen. Laufmisantroph steht nicht ohne Grund in meinem Beschreibungsfeld…