Ursprünglich sollte die Winterlaufserie Motivation für die kalte Jahreszeit sein. Doch gleich die erste Veranstaltung wurde fast ohne Vorbereitung absolviert. Direkt nach meiner Rückkehr aus Schweden habe ich einen Nebenjob begonnen, der mich an knapp 4 Abenden der Woche beschäftigt. Durch die dadurch entstehenden Terminnöte ist leider das ein oder andere Training an Länge geschrumpft oder gleich ganz ausgefallen. Auch meinen daily10k-Plan musste ich notgedrungen erst einmal drangeben. Soviel zunächst zu den unerfreulichen Nachrichten der Vergangenheit. Jedoch bin ich mir sicher, dass das wenige Trainieren meiner Endzeit nicht geschadet hat, weil ich so sehr ausgeruht unterwegs sein konnte.

In der Woche vor dem Lauf habe ich mir viele Gedanken über die richtige Laufkleidung gemacht. Lediglich ein Kleidungsstück stand niemals zur Debatte -> mein Multifunktionstuch, dass zugleich Schal, Stirnband, Kopftuch, Ohrenschützer etc sein kann. Die Ironie des Schicksal wollte es dann, dass ich es am Morgen des Laufs nicht finden konnte. Am Abend hatte ich es in die Hosentasche einer Hose gesteckt, die ich dann spontan daheim gelassen hatte. Als mir der Aufenthaltsort wieder eingefallen war, reichte die Zeit nicht mehr aus, um den Fussweg zur Wohnung zurück und dann in den 3. Stock hinauf zurückzulegen und noch pünktlich bei meinem Mitläufer anzukommen. Die restliche Kleidung hat sich prinzipiell als richtig erwiesen, auch wenn mir zwischendurch etwas unangenehm warm geworden ist, die Textildecke habe ich dann auf einem zugigen Stück kurz vor dem Ziel wieder benötigt. An den Füssen habe ich mich für die schwereren Stabilschuhe mit kurzen Laufsocken entschieden, um eine bessere Bodenhaftung zu haben, falls stellenweise witterungsbedingte Unwegbarkeiten auftreten sollten. Um die Hüfte rum wärmte mich meine Merinoschaf-Unterbuchse, umhüllt von einer kurzen Lauftight. Langes Beinkleid führt bei mir schon bei geringem Tempo zu Hitzestau. Oben dann ein kurzes Thermolaufunterhemd und ein langes Winterlaufshirt, dass allerdings nicht winddicht ist. Das wäre die zugehörige Laufjacke, die ich aber nur für hinterher oder für Regengefahr dabei hatte, gewesen, aber natürlich für mich viel zu warm.

Nach ca 25km Autofahrt durch eine hübsch beschienene Winterfeldlandschaft sind wir an der Römerwaldschule angekommen, die Startort für die drei Laufveranstaltungen sein wird. Der Hauptparkplatz war bereits gefüllt, so dass wir uns entlang der Laufstrecke an den Straßenrand stellen mussten. Ich hatte im Vorfeld keine Informationen über Teilnehmerzahlen gesehen und wurde so durch die Fülle der Läufer überrascht, die sich diesen recht kühlten Temperaturen sportlich betätigen wollten (knapp 1200). Um langes Umkleiden zu vermeiden, befand ich mich schon fast in kompletter Laufmontur, so dass ich wohlwollend die lauschig warme Athmoshäre in der Turnhalle, in der die Anmeldung stattfand, entgegengenommen hatte. Doch das Aufwärmen war nur von kurze Dauer, unbarmherzig wurden wir vom Hallensprecher mit dem Hinweis auf den in 20 Minuten stattfindenden Start und die benötigte Gewöhnung an die Temperaturen rausgeworfen. Um nicht auszukühlen fühlte ich mich gegen meine sonstige Gewohnheit genötigt, die nächsten 10 Minuten mit Einlaufen und Aufwärmen zu verbringen. Die Suche nach der Startlinie verlief letztendlich erfolglos. Durch willenlos überall herumstehende und unbündelbare Menschenmassen, die ordnungsresistent und obrigkeitstaub zu sein schienen, war der Start relativ komisch. Mir hat das nachhaltig den kompletten Lauf verdorben, weil meine so gemessene Zeit für mich völlig wertlos ist. Irgendwann stolperten wir vorwärts, überquerten auch einen komischen Strich am Boden, den ich im Vorfeld mal als Startpunkt ausgenacht hatte, aber der Startschuss ertönte erst einige Meter danach. Dabei befand ich mich schon im hinteren Teil der Läuferschar. Die Mogel- und Vordrängbereitschaft scheint doch recht hoch zu sein. Leider habe ich mich im Vorfeld von „amtlich vermessen“ täuschen lassen und das auch mit „ordentlich durchgeführt“ eingestuft. Rückfragen bei erfahrenen Läufern bestätigten dann meinen Verdacht, dass dies ein übliches Unterfangen bei Volksläufen ist. Nur weiß ich jetzt leider immer noch nicht, was meine Zeit wert ist. Gilt sie nun für 9980 Meter oder doch für 10000? Ganz zu schweigen von möglichen Ungenauigkeiten durch etwaige Abkürzungen auf der Strecke. An zwei, drei Stellen wurde ich genötigt, die von mir gedachte gemessene Linie zu verlassen, weil der neben mir laufende Dödel die Kurve schneiden und ich einer Kollision aus dem Weg gehen wollte. Erschreckt musste ich auch feststellen, welchen Zeitvorteil leichte Abürzungen bringen. Mehrfach befand sich der mir folgende Läufer nach der Kurve dann direkt vor mir und musste erneut überholt werden. An einem Engpass wurde ich so genötigt, den Asphalt für einen 250m-Crosssprint zu verlassen, um nicht aufgehalten zu werden. Natürlich macht das vermutlich nicht mehr als 10 Sekunden auf den Lauf aus, aber das können die 10 Sekunden sein, die man unverdientermassen unter einer Schwelle geblieben ist. Glücklicherweise kam ich auf dem hartgefrorenen Wiesenuntergrund nicht zu Fall, allerdings musste ich den nächsten halben Kilometer dem Sprint Tribut zollen -> der Puls stieg auf 187. Wo wir gerade beim Thema Puls sind, noch einige Infos hierzu. Während des gesamten Laufs befand sich der Puls immer um 180 herum. Leider habe ich nach dem Zieleinlauf vergessen, den Maximalpuls zu betrachten, ich Vollhorst. Aber schon kurz nach dem bei km 9 zu früh begonnenen Zielspurt zeigte die Uhr wiederum 187 an. Das würde wiederrum so grob der Faustformel entsprechen, 220 – Lebensalter. Zwischendrin habe ich mehrmals leicht Tempo rausgenommen, um die 180 nicht dauerhaft zu übersteigen. Jetzt ist es aber gut zu wissen, dass ich 50 Minuten mit diesem Puls laufen kann.

Der Lauf selber blieb dann ohne größere Ereignisse. Wie üblich habe ich von der Landschaft wenig mitbekommen. Etwas bebautes Gebiet, längere Zeit am Waldrand entlang, zweimal durch eine Unterführung und ohne jegliche Anstiege. Mein Tempo habe ich gleich bleibend angelegt, mit einem leicht ambitionierten letzen Kilometer. Leider habe ich vergessen, jeden Kilometer durch vergessen oder übersehen der Kilometermarkierung anzudrücken, so dass ich keine exakte Tempoprogression liefern kann. Hoffentlich lerne ich bei den nächsten Events dazu. Ich war mit Nike-Plus und Pulsuhr in Kombination schon überfordert, die GPS-Überprüfung habe ich gleich komplett vergessen. Das schreit nach der Forerunner 405… aber das Maul wurde vom Weihnachtsgeld gestopft, das leider dieses Jahr ausfällt.

Pünktlich bei km9 habe ich dann meinen Powersong „Holiday“ von „The Other Ones“ reingeworfen und bin die ersten Meter im Takt der Musik gerannt, mit ganz großen Schritten, geiler treibender Beat. Aber kurz danach war mit klar, das kann ich nicht durchhalten. 1 km dauert halt ca. 5 Minuten. Trotzdem war ich dann kurz vor dem Ziel so gutgelaunt, dass ich zwei Begrenzungshütchen im Hocksprung überwunden habe. Das Ziel selber kam dann so überraschend und nach einer kurzen Senke mit folgender Erhöhung, dass ich keinen richtigen Zielspurt ansetzen konnte. Im Ziel wurde ich dann ignoriert und nicht namentlich ausgerufen, weil der Sprecher mit Zeitverlesen beschäftigt war. Bei 49:37 überschritt ich die Ziellinie, unter 50 Minuten -> wie gewollt. Meine eigene Uhr, die ich beim effektiven Laufbeginn und geratener Startlinie gestartet hatte, zeigte 48:50. Leider habe ich jetzt nach wie vorher keine Ahnung, wie schnell ich nun wirklich war. Zielsetzung der Veranstaltung also verfehlt.

Durch eine recht kleine Zuschauerzahl im Zielbereich (und an der Strecke) konnte ich mich sofort 50 Meter vor dem Ziel positionieren, um meine 3 folgenden Arbeitskollegen phonetisch ins Ziel zu begleiten.

Fazit: Brutto wie Netto unter 50 -> alles gut!

Lustig noch zu erwähnen ist, dass ich zum ersten Mal eine Schlange gesehen habe, die vor dem Männerklo länger als die vor den Damen war, wohl ein Spiegelbild der Geschlechterverteilung beim Lauf. Auch war ich überrascht so viele Läufer vorher mit Kuchen rumlaufen zu sehen. Erst später wurde mir klar, dass es Schlangenpräventivkäufe waren. Meine erhoffte Puderzuckerwaffel nach dem Lauf zerstob angesichts einer 20 Meter-Mutter-und-Kind-Schlange.

Einzig negativ fand ich die Wendepunktstrecke zwischen km 8 und 10, bei der man 1km lang entgegenkommende Läufer hatte, ohne das man den Wendepunkt erahnen konnte. Psychologisch sehr anspruchsvoll. Dem war ich nicht gewachsen. Daran muss ich arbeiten, mich hat das richtig runtergezogen.

Interessant, dass ich diese persönliche Bestleistung komplett ohne Training gelaufen bin. Das bestätigt mir meine schon damalige Sichtweise, dass mich die Marathonvorbereitung ausgelaugt hat, so dass ich die möglich gewesene Leistung nicht abrufen konnte. Hoffentlich ändert sich das, wenn ich nächstes Jahr mit einer anderen Konditionsbasis in die Vorbereitung gehen kann.

In den nächsten Tagen dann mehr zu den Plänen zu 2009, sowohl was Training als auch Wettkämpfe usw. anbetrifft. Weiter geht es jetzt am 11.01. mit 15km und am 06.02. mit 20km, die dann die Winterlaufserie beschliessen.