In den letzten Tagen habe ich mir wieder einmal Gedanken über einige grundlegende Dinge und die nächsten Monate gemacht. Zunächst sind jetzt hier meine Pläne für die nächsten Monate: Keine Wettbewerbe, nur Training. Ich will endlich schneller werden. Den Beweis dazu möchte ich mir dann bei einem Lauf im Herbst/Winter abholen, für den ich mich anmelde, falls mir dann danach ist und die Form stimmt. Meine aktuelle Bestzeit über 10km liegt bei 49:32, da ist noch einiges drin. Die andauernden Vorbereitungen auf Marathons, Triathlons oder andere Veranstaltungen haben mein Lauftempo versaut, das ich mir jetzt langsam wieder zurückerarbeiten möchte. Gleichzeitig möchte ich versuchen, an meiner Regenationsfähigkeit zu arbeiten. Je länger die Vorbereitung auf eine Veranstaltung war, desto mehr ging meine Form nach unten. Dieser Entwicklung möchte ich entgegenwirken.

Damit bin ich jetzt beim eigentlichen Thema. Wieviel Training ist zuviel, wieviele Wettkämpfe sind zuviel, welche Erwartungen sind zu hoch? Ich neige generell dazu, jeweils das optimale Ergebnis für mich anzustreben. Das große Problem ist hierbei nur, das richtige Maß zu finden, Solange es einfach ist, ist es langweilig. Liegt das Ziel in Reichweite, ist es uninteressant, ist es dagegen zu weit entfernt, ebenfalls. Ein weiteres Problem habe ich in meinem weitgefächerten Interessenspektrum und der langen Antriebslosigkeit/Faulheit. Ich möchte mich einfach nicht auf eine Sache fokussieren, weil ich dann andere Aktivitäten vernachlässigen oder ganz streichen müsste. Andererseits werde ich dadurch meinen eigenen Ansprüchen wohl kaum gerecht und liefere dazu auch noch gleich die Erklärung/Ausrede mit. Mein Marathondebut war unter der Berücksichtigung, dass es eben ein Debut(4:12) war, noch leidlich erfolgreich, die Wiederholung dagegen eher ein Schlag ins Wasser(4:50), vor allem im Vergleich zum 4-Stunden-Ziel. Wenigstens wurden durch die langsamen Zeiten und die müden Beine jedwelche Ultralauf- oder Ironambitionen zunächst im Keim erstickt. Mein Körper möchte zum jetzigen Zeitpunkt wohl einfach keine langen Läufe oder lange Belastungen mitmachen und ich muss diese Grenze bei der Halbmarathondistanz aktzeptieren.

Um schneller zu werden oder weiter laufen zu können, muss das Training spezialisiert und erweitert werden, doch ab einem bestimmten Punkt trat bei mir keine Leistungssteigerung mehr auf. Ich muss jetzt in nächster Zeit die Grenze finden, genug zu trainieren um mich zu verbessern, aber mich gleichzeitig dabei nicht zu überlasten und auch nicht unterzubeanspruchen.

Last but not least bleibt noch die Frage, wielange man sich an eine Linie hält oder ab wann man aktzeptiert, dass die Dinge nicht so laufen, wie man es geplant hatte. Soll man jedem Traum folgen, auch wenn die Erfüllung in immer weitere Ferne rückt? Wielange kann man seine Ideale aufrechterhalten, wenn viele Gründe dagegensprechen. Und wie kann man sich von fremden Idealen fernhalten und sich von ihnen nicht beeinflussen zu lassen(und feststellen, dass es nicht die eigenen sind)? Meine Aufgabe beim StrongmanRun nagt noch an mir, viele Gedanken jagen seitdem in meinem Kopf um die Wette. Die Entscheidung selbst bereue ich nicht, weil ich sie zu diesem Zeitpunkt so getroffen habe, die Beweggründe und ihre Rechtfertigung dagegen beschäftigen mich schon noch.

Den einzigen Ärger, den ich in dem Zusammenhang verspüre, ist über mein Stolpern ansich. Ich weiß genau, daß ich beim Bergablaufen nicht besonders talentiert bin. Bei den Sheltern ging es immer gut, weil ich direkt danach wieder auf den nächsten hoch konnte. Blöderweise sind alle in meinem Blickfeld The Rock runtergelaufen, davon habe ich mich verleiten lassen, nicht wie im Vorjahr auf dem Hosenboden gen Boden zu schweben. Durch die Dichte oben auf der Spitze blieb auch nur wenig Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Hätte ich Dämlack mich an meinen eigenen Fähigkeiten orientiert, wäre ich vermutlich auch nicht gefallen und alle weiteren Gedanken würden sich erübrigen.

Das warme Wetter, die schmerzende Schulter und die schlechte Tagesform richteten mich dann langsam zugrunde. 1:45 habe ich für die erste Runde gebraucht, dann aber schon 1:20 bis zur Verpflegungsstelle nach Dirty Dancing. Die Passage unter dem Gitter war die Hölle. Nach dem Spiders Web konnte ich den rechten Arm komplett eindosen und musste mich auf der linken Schulter lieend mit den Beinen unter dem blöden Ding durchschieben und habe dabei auch noch andere Läufer aufgehalten. Wer mich kennt, weiß wie ungern ich im Weg bin und meinen Mitmenschen zur Last falle. Und es folgt ja auch noch so eine Unterführung.

Über das Schwimmen ärgere ich mich fast am Meisten. Einerseits hätte ich in Rücklage und nur mit Beinschlag das Wasser durchqueren können (war mit nicht eingefallen), andererseits auch einfach die Pussylane benutzen können. Auch wenn ich kein Gegner der Pussylane bin (jeder wie er mag), so nimmt man doch unterbewusst die Schmähungen auf und möchte sich ungern diese Blöße geben. Lieber Aufgabe als Pussy? Würde die Pussyansicht auch meiner Meinung entprechen, könnte ich damit leben, so schäme ich mich fast für die Beeinflussung.

Der ausschlaggebende Punkt für die Aufgabe war dann die Wartezeit meiner Mitfahrer, die ich nicht unnötig verlängern wollte. Hätte ich hier egoistischer sein sollen? Ein klares Nein. Die zu ziehende Konsequenz ist eine wegfallende Abhängigkeit, indem ich zumindest selbst fahre oder definitiv die Rückfahrt offener gestalte.

Es gab leider keinen Eintrag auf der Pro-Liste, dafür war die Contra-Liste schön gefüllt. Es gibt immer viele Gründe, etwas nicht zu tun, es reicht aber ein einziger, um etwas zu tun. Für mich ist eine Aufgabe keine riesige Schande (nur eine große) und ich bin froh, mich nicht von fremden Durchhalteparolen verleiten lassen zu haben. Meiner Ansicht nach war die heutige Grenze für mich erreicht. There’s a thin line betwenn fooliness and braveness. Dazu gebe ich einen Blogbeitrag von Alastair Humphreys als Link an, der weitere Ausführungen von mir überflüssig macht. Der Typ ist vier Jahre um die Welt geradelt, hat zwei Bücher darüber veröffentlicht, die Reiselektüre meinen kleinen Touren sind (Thema passt und englische Bücher halten viel länger). Lesen!

Bleibt man zu weit von der Linie entfernt, bleibt man unterfordert, überschreitet man sie einmal zu oft, kann das sehr negative Folgen haben. Und die überschreite ich nicht für fremde Ideale! Mein Ideal liegt darin, eine Strecke komplett laufend zu absolvieren. Gehen = Geht gar nicht. Und mir stand das Gehen kurz bevor. Wenn finishen für einige Menschen das Höchste und einzig relevante ist, dann ist das deren Ansicht, von der ich mich nicht leiten lassen sollte. Mir war das Risiko für den Rest der Strecke zu hoch.