Um 15:07 war mein Rennen nach 03:03 Stunden bei Start/Ziel beendet. Leider aber ca 100m von der Zielgeraden entfernt und auch bereits nach 14km (lt Streckenbeschriftung). Failed.

Doch von vorn: Um 10 Uhr am Samstag begann für mich die Anreise. Nach Irrungen und Wirrungen durch niederrheinische Dörfer waren wir dann gegen 16 Uhr an der Ausgabe der Startpakete angekommen. Merke: Navi nicht auf kürzeste Entfernung einstellen. Nach kurzem CheckIn im Hotel und einer erfrischenden Dusche stand der Besuch einer Pizzeria auf dem Plan. Die Qualität liess doch sehr zu wünschen übrig und reichte von halbdurch bis hin zu dunkelverkohlt. Kurz vor 10 klang der Abend dann mit dem Sportstudio, Präparation der Laufkleidung und etwas Hörbuchhören aus. Nach nur 5 Stunden Schlaf war die Nacht dann auch schon wieder beendet. Irgendwo tief in mir gab es anscheinend doch eine unterbewusste Aufregung, auch wenn es meine zweite Teilnahme handelt.

Nach nur knapp über 2,5-stündiger Fahrt für 17km parkten wir unser Auto sogar direkt vor dem Eingang, wenn auch im absoluten Halteverbot. Aber welches der geschätzten 2000 Autos, die nicht mehr auf den offiziellen Parkplatz hätte man zuerst abschleppen sollen? Sollte es ein nächstes Mal geben, reise ich mit Fahrrad im Kofferraum und parke in einiger Entfernung. Immerhin knapp 30 Minuten vor dem Start waren die Taschen abgegeben und die Zeit für eine erste Betrachtung des Arreals gekommen. Die ersten 100m nach der Start-/Ziellinie waren bereits vollbesetzt und warteten auf meine Ankunft. Meine beiden Mitreisenden wollten sich kurz nach dem Start vorn reinmogeln, ich entschloss mich lieber für das hintere Feld. Einige Minuten nach dem Startschuss konnten wir von den billigen Plätzen aus auch die Ziellinie überqueren und uns auf den Spaziergang über die ersten 2km machen. Das erste Hindernis war bei unserer Ankunft auch schon fast abgewetzt und nur noch schwer zu erklimmen, die nächsten Shelter dann aber erheblich flacher und etwas einfacher. Sehr überrascht war ich dann von meinem Puls auf dem folgenden Flachstück: 180. Nur mit Mühe und Not konnte ich ihn durch langsamen Trab auf 168 senken. Woher mein schlechter Zustand kam, kann ich mir nicht richtig erklären. Die Sonne brannte vom Himmel herab und die Beine waren vielleicht vom Tempolauf vor einer Woche noch nicht ganz erholt. Trotzdem komisch. Nach ein paar weiteren Sheltern kam endlich das erste Wasserhindernis. Abkühlung! Sonnenbrand statt Frostbeulen! Am darauf folgenden Matschloch sind die meisten für mich unverständlichweise durch den festen Bereich am Rand gegangen, statt sich mitten durch die Pampe zu wühlen. Dafür sind wir ja hier und nicht dafür, um die Hindernisse herum zu laufen. Nach einigen Metern durch den Wald wartete dann das SpidersWeb, hier war wie im letzten Jahr aber die lange Wartezeit das größte Hindernis, die Schwierigkeit selber bei etwas Vorsicht moderat, der Gefahrenfaktor durch die Sprünge beim Abstieg  jedoch durchaus gegeben. Nach einer Krabbeleinlage und einem kleinen künstlichen Bachlauf ging es dann auf eine schiefe Bahn, die durch die verschlammten Schuhe im Vergleich zum Vorjahr sehr rutschig war. Der Weg führte dann in die Sandgrube hinab und nach ca 2km über Sand auch wieder hinaus. Eine kleine Stauung kündigte dann folgerichtig auch die Schwimmstrecke  an. 11 Grad waren das bestimmt nicht, wenn auch nicht ganz so kalt wie im Vorjahr. Unnötig empfand ich nur einige Fußtritte, die ich auf der Strecke einstecken musste, weil vor mir Schnachnasen und nach mir Drängler unterwegs waren. Dier ersten Meter an Land sind einfach unvergesslich. Das Körpergefühl ist fast gleich null und kommt erst nach einiger Zeit wieder. Dann baute sich The Rock und damit das letzte Hindernis der ersten Runde auf. Im letzten Jahr kam man kaum hoch, weil der Lehm völlig aufgeweicht war und konnte auch nur rutschend wieder hinabkommen, in der zweiten Runde auch nur auf blankem Stein. Jetzt war der Untergrund fest und der Abstieg wurde laufend zurückgelegt. Rutschen wäre für mich in Nachhinein die bessere Alternative gewesen, so lief ich aber ebenfalls hinab. Auf den letzten Metern werde ich bergab immer unheimlich schnell, weil die Schrittlänge sich vergrössert. Leider ging es nicht allen so, dann nach nur wenigen Metern in der Ebende standen einige mitten auf dem Weg. Aber so unkontrolliert, wie ich unterwegs war, hätte ich mich vermutlich so oder so langgemacht. Ich weiß nicht mehr genau wie, doch urplötzlich lag ich auf dem Boden. Ich spürte etwas Schmerzen und rollte mich neben die Strecke, rappelte mich hoch und winkte den Sanitätern ab. Alle Knochen liessen sich bewegen, nur die Knie und die rechte Schulter meldeten sich. Doch bis hatte ich nach einem Schubser im Bachlauf einen Nadelstichschmerz in der Hüfte und bin auch kurz nach dem Abstieg von der Sanddüne leicht umgeknickt, als meine Aufmerksamkeit kurz abgelenkt war, aber beides war nur von kurzer Dauer und schnell wieder gegangen. Der Schmerz in der Schulter blieb jedoch, der Arm liess sich seitlich nur mit einigen Schmerzen anheben. Nach einer 01:45h war die erste Runde beendet, erste Gedanken schon jetzt aufzuhören habe ich aber schnell verworfen, da erst einmal ruhige Laufstrecke vor mir lag und so genug Gelegenheit zur Erholung. Mein Gesamtzustand war aber durchaus als recht müde zu bezeichnen. Die Shelter lief ich jetzt auch nicht mehr wie in der ersten Runde hinab, sondern ging mit etwas mehr Vorsicht bergab. Man glaubt auch kaum, wie sehr man den Arm beim Laufen einsetzt und so im Schmerzfall eine fortwährende Erinnerung mit sich trägt. Nach den ersten Sheltern und einem kurzen Treffen mit den Runningfreaks habe ich mir einige Minuten Auszeit zum Ausleeren der Schuhe genommen, in denen sich allerlei Sand und Schlamm angesammelt hatten. Während der Zeit muss mich auch Gerd überholt haben, den ich leider auf der Strecke genauso wie Brennr nicht mehr getroffen habe. In nicht besonders hohem Tempo ging es dann durch das Waldstück, bis SpidersWeb sich wieder vor mir aufbaute. In der ersten Runde gab es die Möglichkeit, das Hindernis außen zu passieren, in der zweiten Runde war diese Gasse aber zu meinem Leidwesen geschlossen, so dass ich mich erneut in die Wanten hängen musste. Jeder der zahlreichen Armeinsätze war mit ziemlichen Schmerzen verbunden und somit war ich physisch und psychisch ziemlich erledigt, als ich endlich unten ankam. Das Krabbeln war dann nur noch auf drei Extremitäten möglich, nachdem die versuchte Belastung kategorisch abgelehnt wurde. An der zweiten Verpflegungsstation pauste ich dann mit einer kleinen Dose Cola und machte mir über den weiteren Streckenverlauf Gedanken. Bergrunter, nochmal Krabbeln, Schwimmen und ein zweites Mal The Rock. Der Versuch, den Arm kreisen zu lassen, wurde schon im Keim erstickt, der Arm ging langsam “zu”. Schwimmen war also, gerade in dem kalten Wasser, nicht denkbar. Im Nachhinein ist es für mich unlogisch, dass die Pussylane beim Schwimmen keine Option war, das Umlaufen des SpiderWeb aber kein Problem für mich gewesen wäre. Auch die Schwimmstrecke hätte ich auf dem Rücken mit Beinschere zurücklegen können, wie mir jetzt gerade einfällt. Dann kam eine Durchsage vom Ziel, dass bereits über 3 Stunden vergangen wären. 4km lagen noch vor mir, für die ich in meiner momentanen Verfassung bestimmt länger als 25 Minuten gebraucht hätte. Die Schlusszeiten von 03:34 der Runningfreaks, die kurz vor mir lagen, bestätigen im Nachhinein diesen Eindruck. Meinen Mitfahrern hatte ich eine Zeit knapp über 3 Stunden genannt, jetzt würde es wohl eher Richtung 4 Stunden gehen, wenn die erste Hälfte schon knapp 70 Minuten benötigt hat, auch wenn das Spinnennetz daran die Hauptschuld trug. Mein letzter Gedanke vor meiner Aufgabe ging an TheRock und an die Option, dort ein zweites Mal in bester Raabmanier zu stürzen und mir vielleicht noch schlimmeres zu holen. Vermutlich war mir auch einfach gerade jeder Grund recht und die Auswahl zwischen FAILED und DNF nicht besonders verlockend. Hätte ich gewusst, dass die Strecke definitiv länger als im Vorjahr war und nur kanpp 50% der Teilnehmer im Zeitlimit geblieben sind, wäre meine Entscheidung vielleicht anders ausgefallen, so aber wollte ich meine Mitreisenden nicht unnötig lange warten lassen. Sven ist sogar mit knapp 2:10h 127. der Gesamtwertung geworden. Chapeau! Immerhin bin ich so im Zielbereich noch zu einem Minirest Kuchen und einem kühlen Krombacher gekommen.

Der Tag danach: Ich fühle mich alt. Die Beine schwer, die Knie verklebt. Jedes Aufstehen und beugen und strecken der Knie erinnert mich an den Vortag. Der Arm lässt sich unverändert kaum bewegen, jede leichte Belastung oder Hebebewegung führt zu Schmerzen an der Vorderseite, obwohl ich auf die Rückseite gefallen bin. Wenn sich das in den nächsten Tagen nicht legt, werde ich mal den Onkel Doktor aufsuchen. Der Start in die Triathlonsaison wäre dann auch gefährdet, aber noch sehe ich nicht zu schwarz.

Dieses Jahr war der Lauf stärker als ich.