Einen Tag eher als geplant bin ich nun wieder daheim, aber nicht weil ich den Steig in Rekordzeit bewältigt hätte, sondern weil die Strecke teilweise zu schlecht zu begehen war. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen habe ich mich für einen geordneten Rückzug an einem vermeintlich verkehrsgünstigen Ort entschlossen.

Am Starttag klingelte der Wecker wieder mal um 6 Uhr, um 6:30 saß ich bereits abfahrbereit im Auto, das ich bereits am Vorabend bepackt hatte. Etwas schläfrig und noch nicht richtig in Lauflaune schlich ich auf der Jagd nach Brötchen und einer Karte durch das nur ca 62km von Karlsruhe entfernte Schönmünzach. Brötchen gabs, begleitet von zwei Brezel, eine mit, eine ohne Pudding, eine Karte  dagegen nicht, genauer gesagt nichtmal einen geöffneten Laden. Gegen 8 wurde dann der Rucksack geschultert und der Startpunkt der Route gesucht. Mein Kennerblick sah dann auch sofort den kleinen Pfad, der sich fast senkrecht die Anhöhe hinaufbohrte. Warum nicht auch die ersten 100 HM von heute 1000 geplanten schon auf dem ersten halben Kilometer hinter sich bringen? Nach einer sehr kurzen ebenen Strecke ging es dann 4km ständig bergauf, bis der Huzenbacher See nebel- und reifverhangen vor mir lag. Zu meiner Überraschung war der See noch fast komplett zugefroren.

Auf einer Bank sitzend gab es dann erstmal Frühstück mit Kaffee und Puddingbrezel, bis der Anstieg zum Huzenbacher Seenblick in Angriff genommen wurde. Es handelt sich beim allen Seen der Route um Karseen, zu denen jeweils eine hübsche Aussicht und ein Auf/Abstieg über die Karwand gehört. Diese Seen sind Nachfahren der Gletscher, die in der Eiszeit den Schwarzwald bevölkert haben.

Beim Aufstieg sind mir am Wegesrand einige Schneeflächen begegnet, die sich im weiteren Verlauf vermehrt und dann auch weiter auf die Wege ausgebreitet haben. Der Schnee war auch auf den Wegen bis zu einem Meter hoch und leider nicht besonders tragfähig, laufend bin ich bis über die Knie eingesunken, nicht bei jedem Schritt, sondern nur manchmal. Unter der Schneedecke floss das Tauwasser ab, so dass nach wenigen Minuten das Wasser teilweise auch in den Schuh eingedrungen ist und bei den Temperaturen zu kalten Füssen  geführt hat. Nach guten 5 km im Schnee fiel der Weg wieder unter 800m und es ging auf normalen Pfaden weiter. Auf halber Strecke kam eine Hütte und die zweite Pause in Sicht, ein Kaffee zum Wärmen und Würznudeln für die Power. Rauf und runter ging es dann weiter Richtung Baiersbronn  und direkt weiter auf die zweite Etappe. Direkt zum Start habe ich wiedermal den Weg verloren, aber das gehört wohl zu jeder Etappe dazu, ca 3km dürfte mich das Verlaufen heute gekostet haben. Das nervigste für mich ist dabei, dass ich gezwungen werde, ein Stück des Weges zurückzugehen. Dabei ist “Vorwärts” meine Devise.

Das Nachtlager habe ich dann gegen 18 Uhr am Sankenbacher See aufgeschlagen, aber ich war mir mit dem Tageslicht und der Wegbeschaffenheit zu unsicher, um die 6km zum geplanten Übernachtungsort noch zurückzulegen, außerdem war es am See mit Wasserfall sehr hübsch und es gab sogar einen überdachten Schlafplatz. Nach wenigen Minuten Stillstand spülte mich die Kälte ins Zelt, wo ich mein Abendmahl in Form von zwei Brötchen mit Grünpfeffersalami zu mir nahm. Dick eingemummelt in meinen Winterschlafsack lauschte ich noch einige Minuten meinem Hörbuch, bis ich dann gegen 21 Uhr mit dem Schäfchenzählen begann. Um 0:45 war dann die Nacht zunächst vorbei. Ich war hellwach und völlig erhitzt. Nach Zuführung von etwas Flüssigkeit und Freilegung des Oberkörpers fiel ich wieder in etwas unruhigen Schlaf zurück. Um 7 Uhr wurde ich dann endlich vom Tageslicht erlöst und konnte aufstehen. Alles nass, alles kalt, leider üblich zu dieser Jahreszeit.

Sofort ging es wieder hoch in Richtung der impossanten Sankenbach Wasserfälle. Es ging sogar auf einer Brücke direkt über die vorletzte Stufe. An dieser Stelle ein Dank an die Leute die Leute, die haufenweise Baumaterial in diese schwer begehbaren Gegenden geschlappt haben, sonst könnte man diese Perlen der Natur nur unter großem Risiko oder aus der Ferne begutachten. Direkt nach Kniebis und den wieder erreichten 900 Metern kehrte auch der Schnee wieder zurück. Nicht ganz so hoch und feucht wie am Vortag, aber ausreichend für nasse Füße. Den Ellachsee gab es dann zunächst von oben, gefolgt vom Abstieg und der Frühstückspause, nicht ohne den obligatorischen Verlaufer. Wenn der Blick aufgrund der Schneelage dauernd auf den Boden gerichtet ist, kann man eine Webbiegung leicht verpassen.

Nach weiteren ca 4km durch tiefen Schnee und Studium meiner groben Übersichtskarte habe ich mich für den Abbruch der Tour entschieden. Ich hätte noch ca 15 km und 600 HM in 4 Stunden zurücklegen müssen, gefolgt von knapp 30km am letzten Tag mit über 700HM. Meinen nassen Füssen ging es aber nicht mehr besonders gut und große Teile des Seensteigs (Schliffkopf, Mummelsee, Hornisgrinde) liegen über 1000m, dazu kam eine Sturmwarnung für das Gebiet. Bei der zweiten Überquerung der Schwarzwaldhochstraße und Erreichung der Bushaltestelle Zuflucht war meine Tour zunächst beendet. Dann habe ich bemerkt, dass an diesem Tag kein Bus mehr fahren würde, weil a) wegen Ferien kein Schultag war b) nicht Wochenende, c) noch nicht der 02.05.! Nach ca 3km Fußweg Richtung Freudenstadt hatte ein Autofahrer genug Mitleid, mich ein großes Stück mitzunehmen, danke dafür. Die s-Bahn hat mich dann wieder zurück zu meinem Autochen gebracht und ca eine Stunde später saß ich mit einem Vienetta Vanille schon wieder auf dem Sofa. Im Juni wird die Tour dann fortgesetzt  oder neugestartet, dann hoffentlich mit schneefreien Wegen.