Gestern war sozusagen Generalprobe für den Syltlauf. Das Training der letzten Wochen lief nicht besonders gut, zu müde waren meine Beine regelmässig. In der letzten Woche war ich nur Sonntag und Montag unterwegs, danach fehlte mir Zeit & Lust. Erholung bot sich dann auch hervorragend als Ausrede an, das Wetter trug sein Übriges bei. Samstagmorgen war mein Bauch zu voll und mein Schlafbedürfnis zu groß. Auch am Sonntag hat es bis zum Aufbruch fast bis 15:00 gedauert.  Das genaue Ziel stand noch nicht fest, der Umfang sehr wohl. 25km sollten fallen, der erste Lauf über 20km in 2010. Wenn in 7 Tagen 33,333km geschafft werden müssen, sollten sich die Beine wenigstens ein wenig daran gewöhnen. Vom ersten Meter an habe ich das Tempo komplett auf Ankommen und Durchhalten ausgerichtet. Zielschluss ist in List nach genau 4 Stunden, das entspricht einem Tempo von ca 07:00 pro km. Alles andere als pures Ankommen wäre für mich momentan totale Utopie, dann lieber einigermassen mit offenen Sinnen. Nach ca einem km bin ich dann Richtung Oberwald abgebogen und dem Weg an den Außengehegen des Karlsruher Zoos gefolgt. Im letzten Jahr musste ich in der Gegend auf einem 10km-Lauf umkehren, heute wollte ich an der Stelle anknüpfen und mich in Richtung der Karlsruher “Bergdörfer” vorzuarbeiten. Nachdem die Südtangente unterquert war folgte ich einige Meter der A8, um dann auf den Wettersbach zu stossen, der Hohenwettersbach den Namen gibt. Verzweifelt suchte mein Blick einen Weg zurück in den Wald, nur entlang einer Bundesstrasse zu laufen ist nicht besonders erbauend. Als dann tiefe Treckerspuren den Wald hochführten, heftete ich mich an deren Spuren. Nach zwei geschlagenen Haken war dann urplötzlich wieder Schluss und Sackgasse, doch ca 50m höher winkte eine Trasse und dort ein geahnter Weg. Auf nassem, rutschigen und teils noch beschneeten Grund bin ich auf allen Vieren nach oben gekraxelt, inständig hoffend, auch wirklich auf einen Weg zu stossen um nicht wieder hinab zu müssen. Glücklicherweise hat mich meine Nase nicht getrogen, so dass ich wenige Meter wieder entspannt wieder auf Waldboden zurücklegen durfte. Leider wärte die Freude nur kurz, da der Weg wieder direkt auf die Strasse führte. Das ist wohl manchmal die Folge, wenn man ohne Karte und Ziel läuft. Passenderweise wurde der nächste Abstecher in den Wald von Baumfällarbeiten gestoppt, die noch Folge des Sturms der Vorvorwoche sind. Am Ende haben mich diese Abstecher die 1,2km gekostet, die an den 25km gefehlt haben. “Endlich” wieder zurück an der Strasse folgte ich dieser bis zum Ortseingang von Palmbach. Laut Forerunner hatte ich 12,5km und 532 Höhenmeter in den Beinen und weil ich nicht riskieren wollte, mich auf dem Rückweg zu verlaufen, bin ich einfach den Hinweg zurück gelaufen. Nach wenigen Metern habe ich dann einer Tankstelle wiederstanden und keine Nahrung oder Getränk zu mir genommen. Freitag hatte ich noch einen Flyer von High5 über Ernährung und Trinken beim Triathlon gelesen, der einige Minuten weniger verspricht. Ich war noch im Trotzmode und entsagte dem Energieschub weil ich mir Leistung nicht erkaufen möchte. Ich möchte nicht schneller sein, weil ich mir von außen helfen lasse. Am Ende vom Lauf hätte ich allerdings meine Zunge am liebsten in eine Pfüze gehängt.

Immerhin ging es jetzt zur Abwechslung schön bergab. Nach ca 20km war dann die Lauflust auch nicht mehr besonders groß, aber die Beine fühlten sich noch relativ gut an, kein Wunder bei dem doch sehr moderaten Tempo. Auf den letzten Metern vor der Haustür konnte ich so beruhigt feststellen, dass auch noch einige km mehr locker drin gewesen wären und den 4 Stunden von Sylt nicht viel im Wege steht, so dass ich auch die 25km nicht mehr durch sinnlose Runden um den Block komplettiert habe. Kaum blieb ich stehen und wollte die Treppenstufen hinausteigen, machte sich die Erschöpfung dann doch bemerkbar und ich liess mich im Anschluss direkt in die Badewanne gleiten.

Am Abend gab es dann einen kurzen Schock: Beim Bücken gab es einen Schlag in der Lendenwirbelsäule, der mich einige Sekunde verharren liess. Eine Folge vom “Berglauf”, wenn man das hier im Flachland so nennen darf? Heute beim Aus- und Einsteigen ins Auto erneut, auf dem Weg zur Arbeit gab es bei jedem Schritt einen stechenden Schmerz in Rücken. Seit Mittag habe ich bislang glücklicherweise nichts mehr gespürt. Ich hoffe, die Rückenschmerzen waren nur Folge meines sehr ausgiebigen Abendmahles, die den ganzen Tag zu spürende Erschöpfung kam dann aber wohl doch eher vom Lauf. Jetzt habe ich wieder 5 Tage zum faulenz äh superkompensieren.

Auch der unangenehm wehende Wind hat mir bei der Beantwortung der Kleidungsfrage geholfen. Durch den auf jeden Fall zu erwartenden Wind (und Temperaturn von -1° bis +1°C) werde ich wohl mit Laufjacke starten, um nicht völlig auszukühlen.

Weil ich extra den Photoapparat mit mir geführt hatte, folgen jetzt alle hübschen Eindrücke vom gestrigen Lauf. Have Fun.