10 Tage, 11 Etappen, 180km, 3600hm, 5132 Kalorien.

Kangerlussuaq – Sisimiut.

Die Tagesetappen haben wir mehr oder weniger an das Buch aus dem Conrad Stein Verlag angelehnt. Gerade die ersten Etappen, wenn man wie wir der beschriebenen Richtung folgt, sind mit (7) 15 – 17km noch recht angenehm in Länge und Höhe. Andererseits läuft man zu Beginn auch mit dem schwersten Rucksack, der auch die leichteren Etappen zu einer Herausforderung macht, zumindest wenn man das Gewicht nicht mag oder verträgt.

Die Anreise erfolgt normalerweise über Kopenhagen, Air Greenland fliegt dann direkt in 4:40h zum Startort Kangerlussuaq. Vor Ort gibt es einen Supermarkt, der aber (angeblich) nur einmal im Monat beliefert wird. Ende August ist wohl die Hauptzeit für den ACT, dementsprechend gab es dort kein Benzin und auch nur noch eine begrenzte Anzahl von Gaskartuschen. Gegenüber der Polar Lodge gibt es aber eine Tanksäule, die Diesel, Benzin aber auch für uns White Gas (auf Nachfrage) im Angebot hat. Die Kartusche mit 450g kostete knapp 20 Euro, 1l White Gas dagegen nur knapp 4 Euro. Mit einem Multi Fuel-Kocher ist man also auf der sicheren Seite, eine Reservierung von erscheint aber gerade bei Gaskartuschen sinnvoll. Der Supermarkt bietet keinerlei gefriergetrocknete oder outdoorspezifische Nahrung an. Die Zahl der Wanderer ist mit offiziell 200 bis zu 1000 pro Jahr (Schätzung eines “Insiders”) wohl doch zu gering, als dass sich eine Spezialisierung hier lohnen würde.

Essen muss man sich also komplett selbst mitbringen, Wasser ist dagegen weiträumig problemlos verfügbar. Nur auf der zweiten Etappe liegen 2-3 Salzseen, die einen etwas größeren Wasservorrat erfordern, sonst bin ich mit ca. einem Liter in der Trinkblase immer gut ausgekommen. An einer Hütte war ein beschriebener Wasserlauf ausgetrocknet und der Weg zum See führte knapp einen Kilometer den Hang hinuter und zurück wenig überraschend dann wieder hinauf. Der Weg war allerdings nötig, da am nächsten Tag direkt 350hm warten, die erst am Ende einen See präsentieren.

Es verteilen sich 7-8 Hütten über den Weg, die meist 3-6 Schlafplätze bieten. Getroffene Wanderer berichteten von überfüllten Hütten nur eine Woche vor unserem Beginn. Auch aufgrund der Entfernung von meist 17-22km zwischen den Hütten und dem oft instabilen Wetter sollte ein Zelt zwingend mitgeführt werden. Wir hatten es warm genug, um die manchmal vorhandenen Petroleumöfen nicht anwerfen zu müssen, aber in der Luft hing auch so noch genügend Geruch. Gut denkbar, dass man teilweise im Zelt besser aufgehoben ist, als in stinkenden Bruthütten. Ebenso gibt es machmal ein Klo, das über einen eingehängten Müllsack funktioniert. Ich habe trotzdem die Natur vorgezogen, aber im Gegensatz zu vielen anderen Wanderern die Hinterlassenschaft eingegraben.

Auch wenn die Längen und Höhenmeter der Etappen eher gering klingen, so ist der Anspruch des Trails im Vergleich zu anderen Wanderwegen höher einzuschätzen. Abgesehen von den ersten 15km, die über Asphalt und Schotter führen, sowie einigen Kilometern während und zum Ende der letzten Etappe, muss man sich fast jeden Meter des Trails erarbeiten und permanent auf den Untergrund achten. Steine, größere und kleinere Wasserläufe, Morast, Feuchtigkeit, Geröllfelder, Findlinge, Engstellen, Steilstellen uä. Ich hätte mir zwischendurch mal eine längere Strecke zur Entspannung gewünscht, die man aber fast nur in den Pausen geniessen kann.

Wie auch in anderen Berichten zu lesen ist, ähnelt die Landschaft sehr Irlands Westen oder Schottlands Norden und ändere sich nie. Ich liebe diese Landschaft, von daher konnte ich davon auch nach Tag 10 nicht genug bekommen. Manchmal habe ich gedacht: Genauso hätte ich mir gewünscht, dass es in Schottland aussieht! Es gibt sehr tolle Ecken in Schottland, aber kaum in dieser Dichte!

In Sisimiut angekomen, führte unser Weg uns in das erste Hostel und nach einem Tag Aufenthalt wieder zurück nach Kangerlussuaq. Wir haben den Flug einen Tag zuvor gebucht, aber deswegen leider fast den doppelten Preis bezahlt. Auch aufgrund der oft ausfallenden Flug von Sisimiut aus ist ein sofortiger Flug zum Zielort vielleicht eine sinnvolle Wahl. Alternativ bietet sich eine Ankunft am Donnerstag oder Freitag in Sisimiut an, um das am Samstag ablegende Postschiff nach Ilulissat nehmen zu können. Auf der Schifffahrt können Wale gesehen werden, Eisberge treiben vorbei etc. Ilulissat bietet seinerseits viele Aktivitäten (s. World of Greenland), allerdings muss man erwähnen, dass sämtliche Aktivitäten relativ viel Geld kosten. Die achtstündige Exkursion von Kangerlussuaq zum Inlandseis mit vierstündiger Wanderung auf dem Eis schlug beispielsweise mit ca 130 Euro zu, mit Übernachtung auf dem Eis wären es bereits 300 Euro gewesen.