Auch ich bin mittlerweile wieder vom Strongman Run aus Weeze heimgekehrt. Ein wirklich eindrucksvolles Wochenende liegt hinter mir. Begonnen mit einem leckeren Frühstück am Samstag morgen, fortgesetzt mit einer inspirativen Zugfahrt mit einer 70jährigen Frau, die mir von Ihren Pilgerreisen erzählt und für Fairness und Menschlickeit geworben hat. In Kaiserslautern bin ich dann zu 4 Jungs & Mädels von wiwa-kl ins Auto gestiegen, die mich gut hin-und-zurück gebracht haben. Angekomen in Weeze habe ich die Startunterlagen eingesammelt, meine nicht in die Tüte eingepackten Utensilien nachgefordert und mich auf die Suche nach dem Zeltplatz gemacht. Aber meine Suche nach einer überfüllten Wiese war unnötig, nur wenige Zelte standen dort, zusammen etwa 50. Maximal ein sechstel der Wiese war mit Zelten gefüllt. Zusammen mit der Kälte gab das dann auch genau die Stimmung und die Fülle auf der Pre Run Party wieder. Vereinzelte Leute vor einer riesengroßen Bühne. Die Bands haben sich aber trotzdem sehr gut reingehängt und haben Vollgas gegeben. Sonst hätte sie wohl auch gefroren… Nachdem ich idiotischerweise erst ein Bier geordert hatte, stieg ich schnell auf Grog um. Auf halbleerem Magen tut das seeeehr gut, hehe. Gegen halb 12 bin ich dann in stockdunkler Nacht zum Zelt zurück und habe erstmal noch einen Kaffee gebraut und getrunken. Ob es daran lag, oder an Temperaturen kurz vor 0 Grad in Kombination mit einem Sommerschlafsack, ich weiss es nicht, aber wie auch immer, die Nacht habe ich so gut wie kein Auge zugemacht. EIne ungünstige Kombination aus Harndrang und Durst machte mir auch zu schaffen. Der Harndrang nicht so gross, dass man unbedingt gehen müsste, aber dann doch so groß, dass man sich nicht traut, etwas zu trinken. Und viel zu faul, sich anzuziehen um pinkeln gehen zu können. Ab 6 Uhr waren dann die ersten schon wach und laut, wie auf Zeltplätzen leider so üblich. Da lobe ich mir die irische Einöde, wo man schonmal aus dem Zelteingang pinkeln kann. Aber das ist eine andere Geschichte…

Der Strongman-Tag: Gegen 9 habe ich mich dann aus dem Schlafsack gepellt und den Tag mit einem missmutigen Blick begrüsst. Was mache ich jetzt nur die verbleibenden 3 Stunden bis zum Start. Von aus dem Intenet kontaktierten Leuten hatte sich keiner gemeldet, daher drohte ein einsamer Lauf. In aller Ruhe habe ich mir ein Frühstück aus Kaffee und Brot und Mettwürstchen gemacht und die immer zwischendurch scheinende Sonne angelächelt und zum Bleiben überreden versucht. Vorerst zwecklos. Immerhin blieb es trocken. Langsam habe ich dann die Sachen für den Lauf vorbereitet. Chip und Startnummer befestigt, die Unterhose verzweifelt gesucht und nicht gefunden. So hat sich auch die Frage, ob ich kurz oder lang tragen soll, schnell beantwortet. Die kurze Hose drunter, die lange drüber, dazu ein Thermounterhemd und ein ärmelloses Laufshirt. Als Laufschuhe habe ich mich für mein bestes Paar entschieden, da ich das bislang  beste Fußgefühl in Ihnen hatte: Nike Structure Triax 11. Diese Entscheidung habe ich auch nie bereut. Jetzt stehen sie wieder rein gewaschen und wie neu im Schuhregal. Meine Füße haben auch alles ohne Blase oder andere Blessuren überstanden. Vielleicht sollte ich mir öfter mal ein halbes Kilo Sand vor dem Lauf in die Schuhe stopfen. Auf dem Weg zum Start habe ich dann die Leute aus Lautern wiedergetroffen, die ich dann die komplette erste Runde über begleiten konnte. Erst in der zweiten Runde wurde ich durch eine Pinkelpause etwas distanziert und war dann zu kraftlos, um das Loch zu schliessen. Am Ende bin ich dann 2 Minuten hinter ihnen durchs Ziel gelaufen. Zum Lauf selber kann ich kaum etwas schreiben, was nicht auch schon viele andere vor mir geschrieben haben. Es hat Riesenspaß gemacht! Dreck, Matsch, Aufregung, Gefahr, ein großer Spielplatz für Erwachsene! Von wohl unvermeidlichen Stauungen abgesehen, war es ein wunderschön stressfreies Erlebnis. Überraschend, wie lange man für 18km brauchen kann. 3:22 waren es bei mir. Knapp 1:50 für die ersten 9, knapp 1:32 für die zweiten 9. Allein der erste Kilometer hat 20 Minuten benötigt – stetiger Stop-and-Go-Verkehr. Weiter vorn im Feld hätte ich mich aber wohl nicht besonders wohl gefühlt, weil ich die Hindernisse mit viel Bedacht begangen habe, um keine Verletzung zu riskieren. Fast jeder, mit dem ich gesprochen habe, ist irgendwann auf der Strecke einmal gestürzt. Mir selbst blieb das zum Glück erspart. Nachdem auch mein Angsthindernis Bifröst überwunden war, konnte ich der restlichen Strecke sehr gelassen gegenübertreten. So ein bisschen Wasser macht mir keine Angst. Aber war das mal Kalt, meine Herren. Nach den ersten 10 Metern schwimmend dachte ich, ich käme nie an der anderen Seite an. Ich habe versucht, sehr langsam und gleichmässig zu schwimmen, um in Bewegung zu bleiben und um keine unnötige Kraft zu vershenken. Der Ausstieg aus der Wanne war dann fast noch schwieriger, hüfttiefer Schlamm als Untergrund macht das Unterfangen dann doch recht schwierig, so dass man sehr unwürdig irgendwie zum Ufer krabbeln muste. Damit war die erste Runde dann auch schon fast beendet. Ich war schon relativ fertig und hätte auch problemlos schon den Lauf beenden können. Dafür lief dann die zweite Runde fast komplett staufrei ab. Trotz der langen Laufzeit war die zweite Runde dann fast kurzweiliger. Nur die letzten 4 km haben sich dann mit 50 Minuten noch sehr gezogen. Sand, Wasser und Schlamm machen das Unterfangen recht beschwerlich. Riesengaudi hatte ich beim Bergablaufen im Sand. Unzählige Male hatte ich das bereits in Dänemarkurlauben vorher gemacht. Gelernt ist gelernt. Glücklich und froh bin ich dann durchs Ziel gelaufen. Sehr überraschenderweise habe ich mir keine Erkältung eingefangen. Da ich in der gesamten Vorwoche immer eine leichte Erkältung und auch Halsschmerzen hatte, bin ich von zumindest etwas Fieber ausgegangen. Aber bis auf die Tatsache, dass mir noch nach zwei Tagen fast jeder Muskel wehtat, habe ich alles gut überstanden.

Ich kann die Teinahme jedem empfehlen, der ein wenig Spaß sucht. Mit etwas Vorsicht und ohne Übereifer kann man das recht sicher überstehen.

Amüsiert nehme ich die Diskussion über Schwimmen und Nichtschwimmen wahr. Fast schreckt mich die Arroganz der Schwimmer mehr ab, als die Ignoranz der Nichtschwimmer. Ich finde, dass das jeder mit sich selbst ausmachen muss. Für mich war es ein Hindernis, das selbstverständlich durchschwommen werden musste. Ich kürze bei einem Marathonlauf ja auch nicht ab. Vorwerfen tue ich den Nichtschwimmern nichts, mit Hochachtung betrachte ich sie aber auch nicht.