Beim Gang durch deutsche Großstädte schlägt einem manchmal ein gar deftiger Geruch in Nase, um es mal freundlich auszudrücken. Dagegen fühlt man sich in der Parfumabteilung eines Kaufhauses direkt wohl. Je nach Windrichtung kann man den Laden direkt schon im Abstand von 100 Metern orten. Für das Unternehmen ist das praktisch, erübrigt sich doch so jede Werbung über eine Neueröffnung – eine Neuansiedlung ist unüberriechbar. Aus purer Neugier habe ich dann vor Monaten einen Schritt in einen Laden von LUSH getätigt, man muss seine Feinde ja kennen. Nach 15 Sekunden konnte ich es kurz vor Atemnot wieder auf die Straße schaffen und war um eine Erkenntnis reicher: die verkaufen Seife. Brauche ich nicht.
In den letzten Wochen drangen dann Gerüchte an mein Ohr, dass einige Damen aus dem Bekanntenkreis meiner Freundin den Laden ganz toll fänden. Als ich dann letzte Woche abend heimkam, strahlte mich meine Freundin an und präsentierte mir lustig aussehende Produkte in komischen Formen, witzigen Geruchskombinationen und hohen Preisen. Einzeln betrachtet riechen die Produkte zwar intensiv, aber durchaus angenehm. Die Mischung machts, wenn hier aber auch im negativem Sinn. Während der Erläuterung der Funktionen und Anwendungsweisen machte es bei mir pling. Achso, nicht nur Seife! Da ist auch Duschmittel oder Shampoo eingearbeitet, und zwar in fester Form. Handgepäckgeeignet bei Flugreisen. Sofort verknüpfte mein Kopf die Informationen und warf Laufen und Wanderungen als mögliche Anwendungsfelder aus. Jeder, dem schon mal ein Duschgel oder ein Shampoo in der Sporttasche ausgelaufen ist, weiß wovon ich rede.
Und wenn man dann noch wie ich zwischen drei verschiedenen Rucksäcken und Taschen wechselt, zwei Kulturbeutel besitzt und zudem ein Schussel ist, steht man des Öfteren ohne Ausrüstung da. Einfache Lösung: Duschmittelbrot kaufen, zerbrechen und auf Taschen und Beutel verteilen. Den Rest muss ein Test zeigen! Am Wochenende war ich dann zum zweiten Mal im LUSH, viele Frauen, motivierte und zeigefreudige Bedienungen. Wenn man mal 30 Sekunden ausgehalten hat, gewöhnt sich die Nase auch und es riecht nicht mehr ganz so stark.
7,95 Euro für ein Shampoo und 5,20 Euro für eine Duschmittelseife später war ich zunächst bedient und erheblich ärmer. Angeblich sind die Produkte aber sehr ergiebig und auf lange Sicht sogar günstiger als vergleichbare Markenprodukte. Ich werde eine Strichliste führen, um das zu überprüfen!

Montag, 18.04.2011, 12:10: Laufstart, Sonne, Schweiß
Montag, 18.04.2011, 13:00: Laufende, Duschen ist nötig
Montag, 18.04.2011, 13:05: Dusche, statt einer Flasche trage ich nun zwei kleine Päckchen mit mir
Montag, 18.04.2011, 13:06: Während ich auswickele, betreten zwei Herren die Dusche – ich bin peinlich berührt
Montag, 18.04.2011, 13:07: Nass, Shampoo zur Hand nehmen, anfeuchten und dreimal um den Kopf reiben
Montag, 18.04.2011, 13:08: schäumt wie Bolle! Ausspülen
Montag, 18.04.2011, 13:10: Memo an mich: alles vorher bereitlegen, mit nassen Händen ist ein Gewurschtel mit Dosen und Papier lästig
Montag, 18.04.2011, 13:11: Einseifen, Abspülen. Haut fühlt sich rauh an
Montag, 18.04.2011, 13:00: Abtrocknen, Handtuch läuft unrund und bockt
Montag, 18.04.2011, 13:00: Trocken, sauber und nur wenig riechend

Jetzt kommt aber das erste Problem. Die beiden Stücke sind nass und sollten nicht luftdicht verpackt werden, also lege ich sie hübsch in den Kofferraum und lasse die Sonne scheinen. 4 Stunden bis Feierabend müssen jetzt zum Trocknen reichen und das Auto darf nicht in eine Seegras- und Pfefferminzbrutstätte verwandelt werden. Wenn ich jetzt zur Aufbahrung daheim gezwungen sein sollte, hätte ich durch die Pflicht des Wiedereinpackens keinen Komfort gewonnen.
Nächste Woche werde ich einige Meter im Schwarzwald zurücklegen und die Nutzbarkeit auf Tour überprüfen.

Testprodukte: Seife Demon in the Dark(Apfel und Minze), Shampoo fest Seanik (Meersalz, Jasmin, Mimose, Orangenblüte)