Dieses Jahr fasse ich mich mal etwas kürzer, wenn der Lauf selbst schon etwas länger gedauert hat. Zum 30. Mal fand der Syltlauf – immer am dritten Sonntag im März und von Hörnum nach List, immer entlang des Dünenradwegs – statt, zum zweiten Mal war ich dabei. Und um bereits vorzugreifen, eine erneute Teilnahme ist höchstwillkommen. Zu den Startunterlagen gab es zum Jubiläum ein Stirnband, das von mir erst belächelt wurde, aber im Verlauf des folgenden Urlaubs und kaltem Wind mehrfach zum Einsatz kam. Die Lautstärke in den Räumlichkeiten war allerdings nach stundenlanger Autofahrt und etwas Ruhebdürfnis nur schwer auszuhalten, daher suchten wir nach dem Verzehr der wiederrum sehr guten Spaghetti Bolognese lieber den Strand auf. Zuvor haben wir noch die Vermittlerin meiner Startnummer getroffen und nett ein wenig geplauscht. Zum Abendessen gab es dann später nur noch ein Brötchen und reichlich Wasser.  Als Dessert habe ich dann meine komplette Laufausrüstung zusammengesucht und -gelegt, den Forerunner aufgeladen und das Startnummernband präpariert. Ich bin immer wieder fasziniert, wie viel Kram dabei so zusammen kommt! Ein kurzes Läufchen konnte ich mir allerdings zum Klamottentest nicht verkneifen. Die Kleidung hat gehalten, die Füße haben es nicht. Schmerzen. Sehnen. Aua. Dehnen vergessen. Immerhin scheint es sich zu bestätigen, dass mir vorheriges Dehnen einen nahezu beschwerdefreien Lauf beschert. Ich hätte nichts dagegen.

Mit bösen Vorahnungen und befürchtetem frühen Abruch entschwand ich im Reich der Träume. Mehrfach wurde ich nachts wach, fühlte mich aber immer entspannt und zufrieden und erhob mich dann um 07:30. Brötchen mit Honig und eine Fruchtschnitte – leichtes Läuferfrühstück. Rein in die Klamotten, der schlafenden Freundin gewunken und ab ging es zum Bahnhof, wo der Shuttlebus wartete. Mit Mühe fand ich in der letzten Reihe noch einen Platz, ein paar nette Leute aus Buxtehude sezten sich neben mich und die halbstündige Fahrt wurde sehr kurzweilig. Auch beim späteren Lauf ergaben sich mehrere kleine Gespräche – sehr nett, auch wenn weit über 50% der Leute eher verbissen und unsymphatisch wirken, aber ist das nicht fast überall so? Die Zeit bis zum Start war dann wieder einmal unnötig lang und etwas langweilig, immerhin blieb so genügend Zeit für Dehnübungen. Aufgrund 1°C  Außentemperatur bin ich erst kurz vor knapp raus, denn knapp war auch meine Laufkleidung. Kurze Hose, Funktionsunterhemd und hochgekrempeltes Langarmshirt (am Arm, nicht am Bauch :)). Aus der letzen Reihe bin ich gestartet, in der letzen Reihe bin ich dann auch später im Ziel angekomen. Dieses Jahr habe ich mich nicht vom allgemeinen schnelleren Start mitziehen lassen, sondern bin von Beginn an mein Tempo gelaufen, auch wenn der Besenwagen mir fast in die Hacken fuhr. Nach knapp 2km lag dann ein Läufer auf der Straße, der bereits verarztet und später auch mit Blaulicht abtransportiert wurde. Da ich auch bislang nichts Weiteres darüber gehört habe, ist es wohl hoffentlich nicht allzu übel ausgegangen. Durch mein gleichmäßig langsames Tempo war es von Beginn an ein reiner Genusslauf, auch wenn es sich von km 8 bis 14 ein wenig zog, aber dann folgten 10km Schlag auf Schlag. Einlauf in Westerland, Strandpromenade, Kuss von einem Laufgroupie, namentlicher Aufruf, Dünen, Meer, Wennigstedt, Uwe-Düne. Kurzweilig, aber auch anstrengend. Nach 20km lief dann eine Dame zu mir auf, die sich nach meinem Befinden erkundigte und mir Rosinen anbot. Es gab im hinteren Feld mindestens zwei Frauen, die sich motivierend um die Nachhut kümmerten und freundlich auf die Ausstigsmöglichkeiten hinwiesen. Nixda. Meine Beine waren bei km 24 zwar bereits sehr müde, aber der in meinen Augen schönste Streckensbschnitt lag noch vor mir. 6km durch Dünentäler und Heide. Sand, Hügel, Wind, Sonne, Freiheit, Genuss. Die langen und stetigen Anstiege rauben die vorletzen Kräfte, der Puls steigt unaufhörlich. Mitterweile schmilzt dann auch mein zusammengelaufenes Zeitpolster von knapp 6 Minuten auf die erlaubten 4 Stunden für die 33,333 km. Die ersten Kilometerzeiten liegen jenseits der 7-Minutengrenze. Bei km 28 hätte der Lauf für mich auch zuende sein können. Die Wanderdüne vor List bekam nur noch einen müden Blick, die letzen km zogen sich endlos. Eine Vierergruppe wurde mehrfach während Gehpausen  überholt, konnte mich dann laufend dann aber immer wieder einfangen. Schon etwas deprimierend, wenn Gehen & Laufen schneller sein kann als nur Laufen! Immerhin bin ich komplett ohne Gehpause ausgekommen, auch wenn dieser Lauf 13km länger als mein bislang längster war. Die Streckenposten riefen dann noch ermunternde Restdistanzen und Restzeiten zu. Endlich geht es von der Hauptstraße auf die Zielgerade, 300m in vollem Gegenwind, dann um eine kleine Kurve, noch 40 Sekunden bis zur 4-Stunden-Marke, angedeuteter Endspurt. Ziel. Fühle mich völlig erledigt, kann aber noch ein Grinsen rausdrücken, die Augenkontrolle der Sanitätsdamen kann ich auch problemlos passieren, aber dann musste ich erst einmal 5 Minuten sitzen. Dann eine Rinderbrühe und etwas Wasser, die Lebensgeister kehrten langsam zurück, der Stolz war aber schon vorher da. Geschafft, durchgekommen, in der Zeit. Vorhaben für das nächste Jahr: Sub 3!

Zurück in der Ferienwohnung warteten dann zwei Stücke Bekohnungstorte und der Urlaub konnte beginnen. Die Laufschuhe blieben für die nächsten Tage unangetastet…