Wir schreiben das Jahr 2007, Dezember 2007. Ich hatte einen Flug nach Dublin gebucht. Und 4 Tage vor mir, die gefüllt werden mussten. Eigentlich war ja alles ganz anders gedacht gewesen… aber wie auch immer. Dublin und ich. 4 Tage am Stück wollte ich dort nicht bleiben, aber was sollte ich sonst tun? Also schnappte ich mir meinen Handgepäcksrucksack, schmiss eine Zahnbürst rein und flog los. Abends angekommen, morgens sofort zum Fahrradverleih. Alle geschlossen, teils seit Jahren, teils weil wegen Winter. Immerhin konnte ich eine Karte des Wanderwegs ergattern, den ich befahren wollte. Für eine Wanderung, auch nur teilweise blieb aufgrund er knappen Zeit und er unklaren Busrückreise zuwenig Zeit. Die Stadtinfo hat mich dann an die Uni verwiesen, bei der ich nach langer Busfahrt und schwieriger Suche vor Ort endlich ein Rad zwischen den Beinen hatte. Und die Info, dass der Wicklow Way definitiv nicht mit dem Rad zu befahren ist. Also sollten die ca 50km auf öffentlichen Straßen zurückgelegt werden, die ersten Kilometer mit einer schlechten Kopie aus dem Radladen. Durch die Suchaktionen schrieb die Uhr mittlerweile fast 13 Uhr, knapp 4 Stunden Tageslicht blieben noch. Die ersten Kilometer waren der Versuch, die autobahnähnliche Straße zu umfahren (so wollte es die Karte). Auf diesen kleinen Nebenstraßen war nur nie etwas ausgeschildert, so dass fast jede Straßenkreuzung ein Studium der Karte erforderte. Nach einer Stunde konnte ich dann Dublin endlich verlassen und auch sogar einem Straßenschild folgen. Der Weg führte jetzt einen Hügel hinauf und bot mir dann einen traumhaften Blick über eine Bucht. Die Eisentore an den Seiten liessen es schon erahnen. Hier wohnen Bono, Enya u.ä. Eine gute Wahl! Am Fuß des Hügels an der anderen Seite führte die Straße dann wieder vermeintlich auf eine Autobahn, doch nirgends gab es ein Verbotsschild für Radfahrer(mittlerweile weiß ich, dass es auch keins gibt und Radfahren auch erlaubt gewesen wäre). Also schob ich mein Rad bestimmt ein, zwei Kilometer über den Grünstreifen, bis zu einer Tankstelle. An dieser Stelle wollte ich die Straße überqueren, aber der Feierabendverkehr war zu stark und vier Spuren zu unübersichtlich. Der Tankwart wies auf eine Unterführung nach einer kurzen Strecke hin. Wo diese war, bleibt bis heute ein ungelöstes Rätsel. Ich bin genau der mir gewiesenen Strecke gefolgt, bin richtungsmäßig der Straße gefolgt, doch es gab nie einen Abzweig in die gewünschte Richtung. Schilder mittlerweile auch nicht mehr. Also fuhr ich ein wenig der Nase nach, um mich in der nächsten Ortschaft zu orientieren. Doch es kam erst Straße, dann Straße, noch ein wenig, Weg, wieder etwas Straße und nach gefühlten 10km der nächste Ort. Ich war völlig falsch. Zu weit im Süden, zu weit im Osten. Vor allem immer noch fast ebenerdig an der Küste, der Zielort Glendalough ca 500m höher. Mittlerweile war es kurz vor 4 und es blieb nur noch knapp eine Stunde Tageslicht. Genug, wenn man den Weg genau kennt bzw sich in bewohntem Gebiet befindet. Doch zwischen meinem augenblicklichen und dem gezielten Ort lag nur Einöde. Also machte ich auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. So klein war das Städtchen nicht, zudem noch direkt an der Küste gelegen, doch trotzdem gab es nur zwei B&B. Beim ersten hat keiner geöffnet, die zweite wollte mich schier ausrauben(75 mit Frühstück, 72 ohne). Also bin ich zurück zum ersten (locker 4km) und habe erneut mein Glück versucht. Gegenüber gab es einen Pub, dessen Wirt mich an einen anderen Pub verwies, wo ich den Typen aber auch nicht fand (wieder ca 4km). Also wieder zurück, eine andere Wahl blieb mir auch nicht. Und endlich öffnete er mir die Tür. Immerhin wollte er nur 50 Euro. Damit blieb die Küche kalt, mein Budget war schon fast aufgezehrt. Ein Sturm zog auf, Regen peitschte an die Scheiben. Richtig schönes Dezemberwetter! Ich schlappte rüber zum Pub, trank ein Bier, holte mir dann doch noch fish & Chips, die ich direkt am Hafen mit Blick auf Meer aß. Am nächsten Morgen studierte ich dann gemeinsam mit dem Wirt die Karte, um den besten Weg zu suchen. Ich entschied mich für den relativ direkten. Die ersten Meter war es noch trocken, dann setzte ein Regen ein, der für den Rest des Tages bleiben sollte. Im Vergleich zum Wind war der allerdings eher harmlos. Ich musste treten wie ein Berserker, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Steigungen waren so gut wie unmöglich. Auf eine Abfahrt hatte ich mich schon gefreut, doch zu früh. Ich musste selbst bergab trampeln, um vorwärts zu kommen. Der Höhenunterschied war recht human und mit einem Anstieg erledigt. Der war fast senkrecht, dafür kurz und geschoben habe ich sowieso. Nach knapp 3 Stunden und ca 25km!!! war ich am Ziel. Top-3 der Irlandreiseziele. Zum Glück nicht im Dezember. Kurz in die Jugendherberge eingecheckt und den weiteren Tagesablauf geplant. Bei dem Wetter und Wind wollte ich nicht weiter in der Gegend rumfahren, außerdem waren in der JH einige Wanderwege ausgeschildert, von denen ich mir zwei kurze ausgesucht habe. Als ich in der JH ankam, musste ich feststellen, dass mein Rucksack offen und der komplette Inhalt feucht war. Endweder hatte er sich beim Fahren geöffnet oder ich hatte ihn nicht ordentlich verschlossen. Doch dazu später mehr. Ich begann die erste der ca 3km-Wanderungen. Ein Wasserfall, Bäume, Farne, ein See, ein Hügel, nett. Am Startpunkt sollte der zweite Weg folgen, die weiße Route. Doch blöderweise war es meiner Aufmerksamkeit entgangen, dass es noch einen grauen Weg gab. Nur war dieser 9km lang, alpin und nichts für den ungeübten Wanderer ohne Ausrüstung in Jeans, T-Shirt und Jeansjacke. Immerhin mit robusten Caterpillars. Und auch nichts, wenn die Uhr fast 16 Uhr zeigt… to be continued…