Hatte ich im letzten Posting nicht geschrieben, dass es nicht so schlimm als im letzten Jahr werden würde? Haha. Es ist sogar noch schlimmer, denn mir fehlt die Ausrede mit der Krankheit. Es wäre theoretisch genügend Zeit für eine Vorbereitung und auch für eine Gewichtsreduktion gewesen.
Läuferisch bin ich zwar ungefähr auf dem Stand des Vorjahres, aber nur im Hinblick auf die Distanz, nicht auf die Geschwindigkeit. Die ersten 11km meines gestrigen ersten Laufs über 10km seit einem Jahr haben satte 1:24 gedauert. Mal 3, langsamer werden mal ignoriert, würde ich die Mindestzeit von 4 Stunden für die 33,333km um 12 Minuten überbieten. Nun ja, was passiert dann schon? Es werden schon keine Tretminen kurz vor das Ziel ausgelegt werden, eine Aufnahme in die offizielle Ergebnisliste gibt es allerdings nicht. Allerdings fährt der Bus mit den Rucksäcken irgendwann Richtung Siegerehrung und ist dann somit außerhalb meiner Reichweite. Falls ich eine Wandereinlage einlegen muss, kann das richtig eng werden und ich stehe verschwitzt und heimatlos im kalten Wind.

Gestern war also nun mein erster Lauf über 10km seit 358 Tagen. Ursprünglich wollte ich bereits am Samstag los, aber die harten 7km vom Vortag steckten mir noch in den Knochen :), jedenfalls sagte mir mein Körpergefühl nein. So trottete ich also gemütlich am Sonntagvormittag in schönster Sonne los. Die Temperaturen waren wohl noch unter 10 Grad, sollten aber innerhalb der nächsten Stunden noch auf 17 Grad ansteigen. Die Temperatur ist aber eigentlich auch ziemlich egal, denn wenn die Sonne scheint, läuft die Brühe! Ich habe mich also für ein kurzes Beinkleid und ein kurzes Oberteil entschieden, obenrum allerdings noch zusätzlich zu einer winddichten Jacke. Eine rwinddichten, atmungsaktiven Jacke. Einer winddichten, atmungsaktiven, sauteuren Jacke. Nach weniger Kilometern tropfte es aus dem Ärmel, wenn ich den Arm nach unter baumeln liess. Soviel dazu. Die Hoffnung auf für mich und meine Bedürfnisse effektiv atmungsaktive Kleidung habe ich mittlerweile also aufgegeben. Für Sylt und die dortige Laufdauer halte ich die Jacke aber trotzdem für fast unabdingbar, um bei stärkerem Wind und schwächerer Leistung nicht vollends auszukühlen. Vielleicht nutze ich auch eine persönliche Kleiderpuppe, die bei Hälfte des Weges steht.

Meine Laufroute führte mich durch den Schloßpark direkt und magnetisch zu meinem geliebten Trimmdich-Pfad. Hier kenne ich jeden Stein und jede Wurzel, und kann hervorragend die Entfernungen variieren. Ich wusste zu Beginn überhaupt nicht, welche Distanz ich überhaupt laufen sollte. Im Kopf hatte ich eine Absolvierung des kompletten Syltlaufs bereits abgeschrieben, dann lief es aber doch besser als befürchet und ich konnte recht problemlos die 13km abspulen. Der Trimmdich-Pfad selbst hat mir aber fast alles abverlangt! Wenig überraschend bei diesem Traumwetter war die Strecke von Läufern in beiden Richtungen stark frequentiert. Direkt auf den ersten Metern wurde ich von einem humpelnden, keuchenden Ü65 überholt, dem weitere ältere Herren und diverse Damen verschiedenen Alters und Figurs folgen sollten. Eine jüngere Dame konnte ich kurzzeitig während einer Gehpause ihrerseits wieder einsammeln, wurde aber 10m vor Ende der Runde wieder überspurtet. Danach sank sie zwar direkt auf eine Bank und ward nie wieder gesehen, schneller war sie aber trotzdem. Kurz vor Ende meiner letzten Runde nähere ich mich dann tatsächlich einer weiteren Dame, noch 150 Meter, bis ich den Weg verlassen muss. Die kriege ich! Aber soll ich überhaupt? Wozu? Ich bewege mich hier mit einer Geschwindigkeit von ca 07:30 auf den Kilometer. Eine Krähe kratzt der anderen doch nicht die Augen aus! Als ich ca. 15m hinter ihr war, musste ich zudem noch registrieren, dass sie eher eine Art Power Walking machte, als dass sie laufen würde. Pöh, nicht mit mir!

Ich hatte vor Jahren bereits geschrieben, dass mein Blutdruck zu hoch ist und ich deshalb Medikamente nehme bzw genommen habe. Direkt nach dem glorreichen Sieg des WM-Laufspiels haben bei mir Probleme mit den Achillessehnen begonnen, zusammen mit einer unerklärlichen Müdigkeit der Waden. Beider habe ich auf auf die Überlastung der letzten Wochen geschoben – allerdings habe ich auch einen Tag nach dem Laufspiel mit der Einnahme der Tabletten begonnen. 1,5 Jahre später habe ich während eines Urlaubs die Tabletteneinnahme vergessen und mir auch keine neuen mehr besorgt. Ungefähr in dem Zeitraum besserten sich die Sehnen- und Wadenbeschwerden, der mögliche Zusammenhang kam mir aber nicht in den Sinn. Vor 4 Wochen habe ich nun eine Routineuntersuchung machen lasssen und die Einnahme der Tabletten wieder gestartet. Und was soll ich sagen: Hallo Schmerzen. Die Waden waren direkt wieder ‘zu’, unerklärliche Schmerzen im Fuß und an den Achillessehnen! Ich hatte zwar den Arzt zwar schon vor 3,5 Jahren auf einen Zusammenhang hingewiesen, der das allerdings als kaum möglich bezeichnet hatte.

Konnte ich vor Einnahme der Tabletten bereits wieder problemlos 10km laufen, musste ich nun bereits nach 3km wieder mit schmerzenden Waden kämpfen, die jeden Schritt zu Qual werden lassen und fast den kompletten Spaß nehmen. Während ich also in Indien weilte und das Thermometer über 30 Grad anzeigte, schmerzten meine Füße und Sehnen. Zusätzlich war mein Kalender so voll, dass ich immer zu spät ins Bett und im Umkehrschluß morgens auch nie früh raus kam. Statt zweier langen Läufe und mehreren kurzen, konnte ich nur einmal gequälte 3,8km absolvieren, die auch noch fast 30 Minuten gedauert haben. Beim gestrigen Lauf hat mir vielleicht und hoffentlich auch geholfen, dass ich mich vorher mit durchblutungsfördernder Tinktur eingeschmiert habe. Die nächsten Läufe wiederhole ich das auf jeden Fall!

Derzeit höre ich auf meinen Läufen immer ein Hörbuch. Ich bilde mir nach langjährigen Studien mittlerweile ein, dass meine Laufgeschwindigkeit mit Hörbuch wesentlich langsamer als mit Musik ist. Auf Sylt deshalb wieder mit Wind in den Ohren, statt mit Stöppseln!